Buchtipp: Dennis Hopper – Photographs

Autor, Regisseur, Schauspieler, Kunstsammler und, wie diese Publikation nun deutlich beweist: Einer der besten Fotografen seiner Zeit. All dies war Dennis Hopper, der erst letztes Jahr aus dem Leben schied – und das, obwohl laut Peter Biskind und seinem New-Hollywood-Buch „Easy Riders, Raging Bulls“ auf Grund dessen ausschweifenden Lebensstils niemand von Hoppers filmischen Weggefährten jemals dachte, dass der Ausnahmekünstler das neue Millennium erleben werden würde. Tony Shafrazi präsentiert nun in einem im Taschen Verlag erschienenen Prachtexemplar Arbeiten aus Hoppers fotografischem Werk aus der eben wildesten Zeit in Hoppers Leben. Die Selektion der Fotografien fokussiert sich auf die 60er Jahre. Bisher unveröffentlichte Fotos von Filmsets und privaten Hollywood-Parties zeigt die Crème de la Crème der Film- und Popkultur-Branche beim Arbeiten, Feiern und in ganz privaten Momenten. Die wahren Höhepunkte dieses über 500 Seiten dicken Fotobandes bilden jedoch Hoppers Aufnahmen der US-Highways, von anonymen Straßen in diversen Kaffs des mittleren Westens sowie vor allem Schnappschüsse bei großen politischen Protestkundgebungen. Es scheint, als ob der Fotograf Dennis Hopper, der bis in die 80er Jahre hinein stets mit einem Fotoapparat bewaffnet unterwegs war, hier ein Stück Zeitgeschichte unvergleichbar festgehalten hat. Sein fotografisches Auge interessiert sich dabei weniger für die großen Menschen der Bürgerrechtsbewegung á la Martin Luther King, sondern mehr für die kleine Frau und den kleinen Mann. Er pickt sie dabei aus der großen, anonymen (Protest)masse heraus und verleiht ihnen somit eine Aura, die andernfalls in eben dieser Masse untergeht. Essays von Tony Shafrazi, Jessica Hundley, Walter Hopps und Victor Bockris verleihen der Fotosammlung jedoch auch einen nötigen biographischen und zeithistorischen Kontext. Hoppers Alkohol- und Drogenkonsum, der seinen Höhepunkt in der Zeit hatte, in der ein Großteil der hier vorliegenden Fotografien entstanden ist, war stets seiner Leidenschaft für die Kunst untergeordnet. Dies beweisen vor allem Walter Hopps persönliche Anekdoten, die sowohl so manche Klischees des kräftig-feiernden Dennis Hoppers stärken als auch ein neues Licht auf seinen Alltag werfen.

Zu bemängeln gibt es bei diesem Fotoband rein gar nichts. Die Bilder von Filmidolen, Schriftstellern, Popstars, von Hoppers Freunden aber auch gänzlich Unbekannten sind ein Sammelsurium an Momentaufnahmen, die in ihrer Zusammenstellung in diesem Buch nicht weniger sind, als ein zeithistorisches Dokument, das ein Jahrzehnt voller kultureller und politischer Umbrüche festhält.

Dennis Hopper – Photographs 1961-1967
Dennis Hopper, Victor Bockris, Walter Hopps, Jessica Hundley, Tony Shafrazi
544Seiten
€ 49,99