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  • Bewertung

    A Star Wars Story?

    Exklusiv für Uncut
    Nach längerer Zeit in der Produktionshölle, kreativen Diskrepanzen, Regiewechsel und über fünf Monaten Reshoots, präsentiert Disney nun sein zweites im Star-Wars-Universum angesiedeltes Abenteuer, welches außerhalb der Episoden spielt. Nach „Rogue One“, einem düsteren Film über die Rebellion, folgt nun der etwas leichtere „Solo: A Star Wars Story“, der sich auf den jungen Han Solo konzentriert und dessen Erlebnisse vor dem Krieg der Sterne beleuchtet.

    Han (Alden Ehrenreich) lebt auf einem Schiffsfabrikplaneten und stiehlt und schmuggelt für das dort ansässige Verbrechenssyndikat. Doch Han will weg und das Universum bereisen, am besten als bester Pilot der Galaxis. Um dieses Ziel zu erreichen, schreibt er sich als Pilot bei der imperialen Flotte ein, die zu diesem Zeitpunkt bereits Großteile der bekannten Galaxy beherrscht. Seine Rechnung geht nicht ganz auf und Han landetet über Umwege in der zwielichtigen Welt der Syndikate, die um Macht, Geld und Ressourcen kämpfen.

    Der interessanteste Punkt an „Solo“ ist, dass es schlicht kein Star-Wars-Film ist, sondern ein Film, der zufälligerweise im Star-Wars-Universum stattfindet. Natürlich kommt das Imperium vor, der Millennium-Falke oder Fachbegriffe aus den vorherigen Filmen aber ansonsten ist „Solo“ ein Heist-Movie ohne größeren Kontext. Nun ist es für viele Leute ein gutes Omen, dass sich dieses Werk sich nicht nur in Bezug auf die anderen Filme definiert und funktioniert und stattdessen die Charakterwelten von Han und Co. erforscht werden können. Doch genau das passiert leider nicht.

    „Solo“ hat es mit frustrierender Präzession geschafft, an genau den Fragen und Hintergründen vorbei zu schwenken die interessant gewesen wären. Eine Szene fasst mein Gefühl sehr gut zusammen, wenn Han einer Gruppe von Schmuggeln erklärt, dass er aus der Pilotenakademie geschmissen wurde, weil er einen eigenen Willen hatte, aber wir genau dass nicht sehen, sondern mit einem Schnitt zehn Jahre in die Zukunft gehen. So passiert es, dass ein Han der gerade flüchten konnte und ein Han der seit drei Jahren ein Soldat des Imperiums ist und Kriege kämpft, genau die gleiche Person ist, ohne eine Spur der Wirkung der letzten Jahre. Fans des Franchise wird es sicher freuen, zu sehen wie Han Chewbacca (Joonas Suotamo) oder Lando Calrissian (Donald Glover) kennen gelernt hat, jedoch werden selbst diese Sequenzen nicht genutzt um uns etwas über Han zu erzählen, das wir noch nicht wissen. Eine Charakterentwicklung ist zwar da, allerdings nur auf einer sehr minimalistischen Ebene.

    Ron Howard, welcher den Regiestuhl von Phil Lord und Christopher Miller übernahm, ist ein Hollywood-Urgestein und bringt eine dementsprechende Erfahrung in den Film, die man auch merkt. Die Szenen sind effizient, verständlich und relative energetisch inszeniert, wobei Howard es aber nie schafft etwas tatsächlich Eigenständiges zu kreieren. Er hält sich in gewohnten Gewässern auf, welche ein Grundmaß an Qualität garantieren aber zu einer mehr als erwartbaren und teils uninspirierten Dramaturgie führen. Über den Cast lässt sich das selbe sagen. Ehrenreich überzeugt als junger Solo und gewinnt den Zuschauer mit charmanten schelmischen Lächeln für sich, tut sich allerdings auch schwer mehr aus dem teils sehr dürftigen Skript herauszuholen. Die einzigen die aus dem Cast herausstechen sind Phoebe Waller-Bridge als freiheitskämpfender Droid und Donald Glover als Lando Calrissian. Glover schafft es in wenigen Szenen einen mehr oder weniger mehrschichtigen Charakter zu kreieren, bei dem ein Wunsch nach mehr zurückbleibt. Ansonsten lässt sich keineswegs negatives über die SchauspielerInnen sagen, jedoch hat keiner die Möglichkeit wirklich zu glänzen und hervorzustechen.

    Das Produktionsdesign ist in klassischer Star-Wars-Manier gehalten mit einigen visuell spannenden Schauplätzen unter anderem ein Zug, der sich durch schneebedeckte Berge schlängelt und dabei immer wieder um die eigen Achse rotiert, was die dort spielenden Sequenzen recht unterhaltsam macht. Die Kameraarbeit von Bradford Young erzeugt größtenteils eine düstere Unterweltstimmung, die jedoch von Zeit zu Zeit ruhig ein wenig mehr Licht vertragen könnte, da manche Stellen schlicht so wirken als ob man vergessen hätte sie ordentlich auszuleuchten. Kameratechnisch befindet sich der Film erneut in einem stabilen Mittelfeld, das jedoch nie den Schritt wagt sich spannendere Kompositionen, wie in „Last Jedi“ oder „Rogue One“ zu bedienen.

    Wo „Rogue One“ einen faszinierenden Blick auf die Rebellion geworfen hat, „Last Jedi“ die gesamte Filmreihe reflektiert und umgedacht hat, da plätschert „Solo“ schlicht vor sich hin. Weder ist es ein Film, der die Welt von Star Wars erweitert, wie es beispielsweise möglich gewesen wäre in einer Betrachtung der Armeejahre von Solo, noch ist es eine interessante Charakterstudie, noch ist es ein besonders spannender Film. „Solo“ funktioniert nur über belanglose Star-Wars-Erinnerungen ohne selbst welche zu erschaffen. So lernen wir weder woher die Silberwürfel kommen, noch warum Han Wookie sprechen kann. Er kann es einfach, was ja vollkommen in Ordnung ist, nur stellt sich dann die Frage warum wir diesen Film gebraucht haben. Wer kurzweilige sympathische Action haben will ist mit „Solo“ sicher bestens bedient, jedoch lässt sich das gleiche über die meisten Blockbuster, die momentan laufen sagen.
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    (Daniel Prem)
    22.05.2018
    17:40 Uhr