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    Die Vergangenheit lebt

    Die Vergangenheit lebt und zieht ihre Kreise bis in die Gegenwart. Das verdeutlicht Regisseur Asghar Farhadi in seinem Dialog-Film. Marie (Bérénice Bejo) steht zwischen ihrem Ex Ahmad (Ali Mossafa), dessen Nachfolger Samir (Tahar Rahim) und drei Kindern.
    Scheibchenweise fließen wichtige Informationen ein, die das Zusammentreffen problematisieren und immer explosiver werden lassen: Samirs Frau liegt nach Suizid im Koma, mehrere Personen hätten ein Motiv, sie dazu getrieben zu haben, die Kinder lehnen Samir ab, sind bockig oder wollen am liebsten abhauen. Es geht hoch her im Haus von Marie. Ganz nebenbei wird sie auch noch von Ahmad offiziell geschieden.
    Aber manches wird doppelt erzählt und bei der Suche nach einem Schuldigen kann man schon mal den Überblick verlieren. Vielleicht hat der häufige Wechsel dieses Aspektes ja Methode. Trotz des relativ freundlichen Umgangs aller miteinander – außer Marie – werden oder wurden doch alle irgendwie schuldig, müssen versuchen über ihren Schatten zu springen – auch die Kinder. Und wie ein levantinischer Geschichtenerzähler unterhält uns Farhadi mit einer durchaus aktuellen Konstellation. Die Dialoge sind geistreich und werden von den Darstellern überzeugend rübergebracht. Das zentrale Dreieck lebt von der Explosivität Maries, der bedächtigen Ruhe von Ahmad und des trotz seiner schwierigen Position sympathischen Samir, der eigentlich zwischen allen Stühlen sitzt. Vielleicht deshalb gehört ihm die letzte Geste am Bett seiner Frau…
    Das ist intelligentes Kino, anstrengend und herausfordernd, aber auch ‘Food For Thought‘.
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    27.03.2014
    11:12 Uhr
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    Großartig!!

    Endlich wieder einer dieser Filme, die in Bildern vermitteln können, was zwischen den Protagonisten unausgesprochen bleibt. Tolle Schauspieler und eine herrliche Kameraführung, bis zum Schluss schönstes Kino, man darf dem Rechbauer dankbar sein, das alles auch noch OmU genießen zu dürfen!
    eee
    07.02.2014
    09:45 Uhr
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    Eine Scheidung und ein Geheimnis

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2013
    Ein Mann kommt nach Frankreich um vor Gericht eine Scheidung durchführen zu können. Ali Mosaffa, so der Name des Schauspielers, legt eine fantastische Darstellung ab. Seine zukünftige Ex-Frau (nicht nur palmen-, sondern auch oscarverdächtig Berenice Bejo) bittet ihn zusätzlich mit der Tochter zu reden, da ihr Verhalten problematisch ist. Sie aber hasst den Nebenbuhler, der von EIN PROPHET-Star Tahar Rahim dargestellt wird, weil sie glaubt, dass seine Frau einen Selbstmordversuch gemacht hat und er dafür verantwortlich ist. Das ist nur die Rahmenhandlung. Es geht aber noch um viel mehr! Als ein Geheimnis ans Tageslicht kommt, liegen die Nerven blank.

    Asghar Farhadi versteht es aus den genannten Darstellern das Beste herauszuholen. Regie, Tempo und Bilder harmonieren perfekt. Die Geschwindigkeit der Handlung scheint immer langsam zu sein. Aber das täuscht. In knapp über zwei Stunden, wo keine Minute zu viel ist, werden viele Problemfelder aufgerissen, diskutiert und teilweise leidenschaftlich besprochen. Selten habe ich Angst, Tränen und Wut auf der Leinwand so gut nachvollziehen können. Die letzte Minute vor dem Abspann gehört für mich filmtechnisch zu den schönsten Filmszenen ever, was für eine Abrundung eines tollen Films. Das ist Kunst. Für anspruchsvolle Cineasten ist THE PAST ein Geheimtipp!
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    18.05.2013
    17:43 Uhr