4 Einträge
10 Bewertungen
69% Bewertung
  • Bewertung

    Spannendes Kaleidoskop

    Es beginnt mit einem dramatischen Paukenschlag: der Lateinlehrer Gregorius (Jeremy Irons) hält eine junge Portugiesin davon ab, Selbstmord zu begehen, als sie von einer Brücke in Bern springen will. Er ist geschieden, seine Ex fand ihn langweilig…
    Als ihm der Roman ‘Ein Goldschmied der Worte‘ und eine Fahrkarte in die portugiesische Hauptstadt in die Hände fallen, ist sein Interesse geweckt. Gregorius begibt sich auf die Suche nach dem Autor Amadeu de Prado (Jack Huston). Dessen Schwester Adriana (Charlotte Rampling) vergeht vor Glück in der brüderlichen Heldenverehrung und deutet Gregorius gegenüber an, dass Amadeu noch lebt, während die Magd Clothilde von seinem Tod vor vielen Jahrzehnten spricht.
    Eine neue Seite wird aufgeschlagen, wenn wir von der Nelken-Revolution gegen Salazar erfahren, an der Amadeu auch beteiligt war. Die Augenärztin Mariana (Marina Gedeck) verpasst Gregorius eine neue Brille und verweist ihn an ihren Onkel Joao (Tom Courtenay). Dem Pianisten wurden beide Hände gebrochen, auch ein Opfer des ‘Schlächters von Lissabon‘.
    Der Lateinlehrer taucht immer tiefer in die persönliche Biographie des Autors ein, begegnet seinem Klassenkameraden Jorge (August Diehl) und dessen Freundin Estefania (Melanie Laurent). Eine kurze Romanze bahnt sich an. Die Revolutionswirren treiben Amadeu in die Arme Estefanias. Dieser hatte dem ‘Schlächter von Lissabon‘ zuvor das Leben gerettet und nun sitzt er zwischen allen Stühlen. Ein Kreis schließt sich und ein weiterer tut sich auf, als sich die junge Portugiesin Catarina (Sarah Spale) mit dem verhinderten Sprung von der Brücke als Nichte des Schlächters erweist. Ganz nebenbei kommen sich Mariana und Gregorius immer etwas näher.
    Leider verwässert der Wechsel der Erzählebenen, in denen die Figuren von unterschiedlichen Promis dargestellt werden (z.B. Lena Olin, Bruno Ganz, August Diehl) den entspannten Genuss des Films etwas.
    Und der Schluss? Mariana bringt Gregorius zum Bahnhof. Bevor es zum Abschied kommt, sagt sie zu ihm ‘Ich finde sie übrigens keineswegs langweilig.‘ Ist das eine Aufforderung? Er zögert…noch. Man beachte den Titel!
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    24.06.2022
    19:00 Uhr
  • Bewertung

    Nachtzug nach Lissabon

    Sehr schön gemachtes Placement der neuen Mercedes A-Klasse. Die portugiesischen Palacios heben die Markenbotschaft (Tradition, Qualität) gut hervor. Sehr schön auch der Spannungsbogen vom 280er SL in den Rückblicken in die 70er Jahre zum aktuellen Produkt!
    Ansonsten: armselig. Jede Menge Kitsch: Arzt im weißen Kittel gegen die zerlumpten Revolutionäre, zerstreuter Professor der vor dem mit offenen Türen abfahrenden Zug steht (kein SBB Zug fährt mit offen Türen ab!), völlig unplausible Szenen wie als sich Estefania sich in den Hauptdarsteller verliebt.
    Auch die alte Estefania: völlig unklar warum diese Wahl. Einziger Lichtblick: Die A-Klasse Fahrerin. Nur: Wer hat ihr diese grässliche Synchronstimme verpasst?
    14.05.2013
    09:01 Uhr
    • Bewertung

      Da hatte ich also großes Pech ...

      ... oder Glück zugleich, denn ich durfte den Film in der Originalfassung sehen und mich an August Diehls deutschem und Bruno Ganzes schweizerischen Akzent im Englischen erfreuen. Dieser Genuss blieb Dir wohl verwehrt - vielleicht hätte Dir der Film dann besser gefallen? :-)
      uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
      14.05.2013
      15:23 Uhr
  • Bewertung

    Prominent besetzte und gelungene Literaturverfilmung.

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2013
    Der dänische Regisseur Bille August hat schon eine ganze Reihe von Literaturverfilmungen gedreht, darunter „Das Geisterhaus“oder „Fräuein Smillas Gespür für Schnee“ von Isabel Allende. Zum letzten Mal war er vor 6 Jahren mit „Goodbye Bafana“ hier in Berlin zu Gast. Sowohl Literaturverfilmungen, besonders, wenn sie mit dem Thema Revolution zu tun haben, ziehen ihn anscheinend magisch an. Die Kritiken zu seinen Filmen waren in der Vergangenheit relativ unterschiedlich, diesmal ist ihm jedenfalls wieder ein sehr ausgewogener Film geglückt, wenn man die Reaktionen zusammenfasst, die der Film hier auf der Berlinale (außer Konkurrenz) erhalten hat. Mit einem international renommierten Team von SchauspielerInnen drehte er seinen Film in Bern und Lissabon, wobei der portugiesischen Metropole der größte Teil des Filmes gewidmet ist, bildet sie doch auch den Schauplatz für die erzählten Ereignisse im vergangenen Jahrhundert. In Form von Rückblenden erzählt er die Geschichte nach, die die Grundlage für das Buch, das dem Professor in die Hände fällt, bildete. Das angenehm gewählte Erzähltempo ermöglicht es den Zuschauern stets, den Überblick zu bewahren und sich in die dramatischen Ereignisse hinein zu versetzen, ohne sich dabei in Details zu verlieren. Die historischen Hintergründe, die zu der Einsetzung des diktatorischen Regimes in Portugal geführt hatten, werden jedoch außen vor gelassen. Statt dessen konzentriert sich der Film ganz auf die Beziehung der einzelnen Filmfiguren zueinander und gibt der Dramatik, aber auch der tragischen Liebesgeschichte ausgiebig Raum. Dies unterstreicht den positiven und über gewisse Strecken auch romantischen Ton des Filmes, der nicht immer ganz zu den erzählten Ereignissen passt, möglicherweise aber in dem Roman von Pascal Mercier bereits grundgelegt sein könnte. Auf jeden Fall kann man sich an den tollen SchauspielerInnen in der ersten und zweiten Reihe des Filmes erfreuen und (zumindest in der englischen Originalfassung) darüber staunen, wie sehr alle geübt haben müssen, um mit portugiesischem Akzent Englisch zu sprechen, schließlich sprechen Martina Gedeck und August Diehl (der in diesem Jahr sogar zwei Filme im Wettbewerb laufen hat) Deutsch, ebenso Bruno Ganz, wenn auch mit schweizerischem Einschlag. Ein besonderes Zuckerl war für mich die kleine Rolle von Christopher Lee als Benediktinerpater, die auffallend gut zu ihm gepasst hat.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    13.02.2013
    23:53 Uhr