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73.3% Bewertung
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    Ein mittelmäßiger Arnold-Reißer mehr

    Sheriff Ray Owens (Arnold Schwarzenegger) sieht in seiner Grenzstadt Sommerton Junction im südlichen Arizona nach dem Rechten, während sich der berüchtigtste Drogenbaron seit Pablo Escobar mit Hilfe seines Superautos KITT, äh einer Corvette ZR1, anschickt, genau dort heim nach Mexiko rüberzumachen.

    Durch die regelmäßig eingeblendete Uhrzeit kommt fast ein wenig „24“-Feeling auf. Bei der Erstausstrahlung in der ORF1-Primetime fielen die blutigen Tode zwar der Schere zum Opfer und sorgten so für deutliche Holperer in der Continuity, aber trotzdem fiel die Diskrepanz zwischen der harten Gewaltdarstellung und den humorigen Szenen mit dem widerständigen, teils inkompetenten Grüppchen der Gesetzeshüter auf. Also was soll es jetzt sein, Actionthriller oder Actionkomödie? Leider kommt auch Arnold trotz Hauptrolle bei der Screentime zu kurz. Bekannte und bewährte Gesichter wie Forest Whitaker, Peter Stormare, Luis Guzmán und Harry Dean Stanton adeln den Film.
    Im Ganzen leider zu wenig Arnold-Kick-Ass (der Showdown ist unspannend und zu brutal und das „Einreiten“ mit dem Verhafteten als Trophäe eine Geschmacklosigkeit im Folterstaat USA) und zu viele B-Movie-Action-Klischees. Zwanzig Jahre ist es her, dass Arnold mit einem richtig guten Film in die Kinos gekommen ist. Aber einem gealterten Mann einen funktionierenden Old-School-Actionfilm auf den Leib zu schneidern, kommt wohl der Quadratur des Kreises gleich ...

    Noch ein paar Anmerkungen:
    Der Antagonist: Ein uncharismatischer Schönling im Designeranzug hinter dem Lenkrad. Komplette Vorgabe.
    Ziemlicher Schwachsinn ist die Flucht im Sportwagen. Der lässt sich da von einer Söldnertruppe eine Behelfsbrücke über den Canyon bauen (und keiner merkt es), statt auf ein Flugzeug, einen Hubschrauber oder eine Zirkuskanone umzusteigen. Dass bei der einzigen, wenig ambitionierten Straßensperre keine Stachelkette eingesetzt wird, die das Wunderauto einfach und effektiv nutzlos machen würde, ist auch billig.
    Warum sind die unfeinen Gesichtszüge von Johnny Knoxville in Sachen zu sehen, die kein „Jackass“ im Titel haben? Der Mann hat in einem Spielfilm so viel verloren wie Paris Hilton.
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    09.02.2015
    19:27 Uhr
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    He’s back – und er war nie weg.


    Ein geflohener mexikanischer Drogendealer wird von einem texanischen Kleinstadt-Sheriff mit Migrationshintergrund (welcher das ist, wird nicht thematisiert, kann aber hingehend auf des Sheriffs Dialekt gemutmaßt werden) auf einer von Gangstern errichteten Brücke zwischen den USA und Mexiko auf- und in einem Wrestlingkampf davon abgehalten, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu verlassen und somit der Justiz zu entfliehen. Wenn man nun noch bedenkt, dass „The Last Stand“ von einem koreanischen Regisseur inszeniert ist, werden des Sheriffs Worte gegenüber dem bösen Drogendealer, der sich den juristischen Konsequenzen nicht stellen will, zu der eigentlichen Pointe und Grundaussage des Actionspektakels: „You make us immigrants look bad.“
    Der hier beschriebene Ausschnitt aus einem Finale voller Attraktionen kann als Stellvertreter-Moment der gesamten Handlung gesehen werden. Arnold Schwarzenegger, österreichischer Bodybuilding-, „Schauspiel-“ und Gouverneurs-Export, spielt den ruhigen No-Town-Small-Town Sheriff, der sich vom Großstadtchaos aus Los Angeles zurückgezogen hat und nun Kleinstdelikte ahndet. Seine inkompetenten Deputies (einer davon der sensationell unterschätzte Luis Guzmán) übernehmen für ein Wochenende, „which schuld be a qwajet wikend“, den Dienst. Welch ein Pech, dass just an diesem Tage der zum Tode verurteilte Drogendealer Gabriel Cortez in einer halsbrecherischen Aktion von seiner Gefolgschaft befreit wird und ausgerechnet mit einem schnellen Auto durch den tiefsten Süden der USA in Richtung Mexiko flieht (hierbei sei für Logik-Aficionados anzumerken: Der Drogenbaron nimmt deshalb keinen Helikopter, da er ohnehin Profi-Rennautofahrer ist. Noch wichtiger ist festzuhalten, dass sich Logik-Aficionados mit „The Last Stand“ sehr schwer tun werden). Klar, dass der Sheriff selbst einreifen muss. Und auch klar, dass es in der Kleinstadt zufällig einen waffensammelnden, liebevollen Psychopathen (Johnny Knoxville) gibt, der die Hüter des Gesetztes dieser Kleinstadt mit den Reserven einer Armee ausstattet.

    „The Last Stand“ ist unglaublich vorhersehbar, reich an sensationell dummen Storylücken und sicherlich auch nicht gerade das Paradebeispiel großer Schauspielkunst. Spannende Verfolgungsjagden, Explosionen hier und da, eine Gatling-gun und ein paar Faustkämpfe sind wohl platzierte Elemente des Action-Genres. Doch natürlich liegt der Hauptschauwert, wie so oft, in Arnold Schwarzenegger. „The Last Stand“ markiert ein würdiges Hauptrollen-Comeback, da sich der Film, im Gegensatz zu Ankündigungen in Trailern („I’m old“) oder Poster-Sujets („Retirement is for Sissies“), nicht in „I’m back“-Witzchen erschöpft. Dass, was man den „Expendables“ schwer vorwerfen kann, ist der bewusste und somit kalkulierbare Umgang mit dem Kultstatus seiner Darsteller. „The Last Stand“ hingegen baut gar nicht auf der Vergangenheit der Ikone Schwarzenegger auf. Im Gegenteil: Einen alten Action-Sheriff hätte er genauso gut vor seiner Karriere als Gouverneur „spielen“ können. Erst dies gibt diesem Actionfilm voller Western-Sujets die eigentliche Würze. Ein Comeback funktioniert dann besonders gut, wenn man vergessen könnte, dass der Zurückkommende jemals weggewesen war. Und somit könnte „The Last Stand“ bereits jetzt als Comeback des Jahres gefeiert werden. Aber auf Grund der Produktionsumstände und des Inhalts auch als selbstreflexiv-metafilmisches Essay zu Migranten in den Vereinigten Staaten, die nun bessere Gangster und bessere Gesetzesverteidiger sind als die „Einheimischen“.
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    19.01.2013
    11:15 Uhr