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    Schattentänzer

    Natürlich ist dies wieder einer von vielen Filmen über die IRA und ihren Kampf gegen die Briten. Zwei Dinge unterscheiden ihn von den übrigen: er hat einen extrem individuellen Ansatz. Hier ist die Familie – sonst ein sicherer Hafen – alles andere als das. Es gibt keine Außenstehenden. Die Mutter (Brid Brennan) und die Brüder hängen mit drin, ob sie wollen oder nicht - und müssen dafür bezahlen.
    Der zweite Aspekt ist, dass hier zwei Abteilungen des britischen Geheimdienstes sich gegenseitig das Wasser abgraben, da jeder meint einen Maulwurf finden zu müssen. Es gibt also ‘Krieg‘ im eigenen Lager: Mac (Clive Owen) muss sich mit Kate (Gillian Anderson) auseinandersetzen. Dass der MI5 einen Bombenleger - hier Colette (Andrea Riseborough) zum Doppelagenten umkrempelt, ist auch nichts Neues. Die Auseinandersetzung ist spannend weil gnadenlos: Folter, Bomben etc. das ganze Repertoire, inklusive Frauen und Kinder. Aussteigen ist unmöglich. Der Zuschauer wird quasi in den inneren Zirkel der Untergrundorganisation mit hineingenommen. Begräbnisse z.B. vor den Augen der Polizei geraten zur politischen Demonstration.
    Am Ende steht die Erkenntnis, dass es immer so weiter gehen muss mit dem Morden. Der eine zieht den anderen nach sich. Und während man im Nebel rumstochert, trifft es mitunter auch die Falschen. Niemand ist sicher. Niemals. Nirgendwo. Egal ob man Kindergeburtstag feiert, in der Kneipe sitzt oder Liebe macht. Frieden ist ein Fremdwort. Das verdeutlicht vor allem Colette. Sie ist Mutter, ohne Privatsphäre mit unstillbarer Gier nach Leben.. Selbst die dargebotene Hand ihres persönlichen Betreuers Mac wird pulverisiert. Da wird jeder zum Schattentänzer. Desillusionierend herb, aber superspannend.
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    14.05.2014
    17:55 Uhr
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    Shadow Dancer


    Regisseur James Marsh ist sowohl diesseits, als auch jenseits der Fiktion tätig. Nach einigen erfolgreichen Spielfilmen bekam er 2009 einen Oscar für den Dokumentarfilm „Man on Wire“. Nun erzählt er eine Geschichte über den Nordirlandkonflikt der 90er – diesmal wieder fiktiv.

    „Shadow Dancer“ spielt zwar vor einem großen politischen Hintergrund, fokussiert sich aber auf den Mikrokosmos einer irischen Familie. Ähnlich macht es auch die Kamera. Mit ständigen Nahaufnahmen und extrem geringer Tiefenschärfe, konzentriert sie sich auf die jeweiligen Figuren und verwischt den Hintergrund bis zur völligen Unkenntlichkeit.

    Insgesamt ist der Film ein intelligenter und spannender Thriller in europäischem Stil. Ein Film, der viele Ecken und Kanten hat mit denen man sich erst einmal anfreunden muss. So z.B. der kalte und emotionslose Stil und die schwer greifbare Story mit ihren schwer greifbaren Charakteren. So ordnet z.B. Protagonistin Colette zwar alles dem Schutz ihres Sohnes unter und begibt sich sogar „undercover“ in ihre eigene Familie, wirklich durchsichtig wird sie für die Zuseher aber nie. Clive Owen erhält in „Shadow Dancer“ den Part des verständnisvollen und mitfühlenden Jägers, der schauspielerisch aber nicht sonderlich gefordert wird. Anspruchsvolleres muss da schon die talentierte Newcomerin Andrea Riseborough bieten, was ihr jedoch mit ihrer Ausdrucksstärke auch sehr gut gelingt.
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    12.02.2012
    23:58 Uhr