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87.5% Bewertung
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    Die Kriegshexe

    Der Film schockiert, weil er das Unvorstellbare inszeniert: den Weg der 15-Jährigen Komona (Rachel Mwanza) zur Kindersoldatin.
    Schnappschüsse am Anfang geben eine Einstimmung in das Elend der hier lebenden Menschen und ein Monolog der jungen Mutter für ihr ungeborenes Baby in ihrem Bauch weisen auf die Gräueltaten hin, die den Zuschauer erwarten. Teilweise laufen die Szenen ohne Ton ab. Die Bilder allein sind schon grausam genug.
    Verständlich, dass sich Komona in die Welt der toten Ahnen / Geister flüchtet. Sie erscheinen mit ihren Kalkgesichtern mehrmals auf sehr eindrucksvolle Weise. Komona gefällt dem Anführer und wird zur ‘Kriegshexe‘ d.h. aber auch Bettgenossin des großen Tigers (Mizinga Mwinga). Mit der Figur eines Albinos, des jungen Magiers (Serge Kanyinda) kommen Emotionen und auch Komik ins Spiel. Um sie heiraten zu dürfen, muss er einen weißen Hahn besorgen. Das ist nicht leicht und jeder in Afrika weiß, was das bedeutet. Manche Szenen sind mit sehr melodischer Musik aus Afrika unterlegt. Nach kurzem Aufatmen schlägt der Krieg wieder zu. Haarsträubende Dinge passieren. Komona bastelt sich eine Art giftiges Pessar, gebiert im Dschungel und begräbt ihre Eltern. Bei diesem Leben bleiben Albträume nicht aus. Aber Komona ist ein starkes Mädchen. Anders als der große Tiger oder der Magier überlebt sie.
    Ein beeindruckendes Dokument unserer Zeit, schockierend und einfühlsam. Brutal wie das Leben nur sein kann. Jenseits der Zivilisation und jenseits von Recht und Ordnung. Hier gilt das Faustrecht. Es regiert die Willkür. Die Meute tanzt auf den Seelen gebrochener Menschen. Unglaublich!
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    14.12.2015
    18:21 Uhr
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    War Witch


    „Nun bist du ein Soldat“, sagt der Kommandant der Rebellentruppe zur 12-jährigen Komona (großartig gespielt von der afrikanischen Laiendarstellerin Rachel Mwanza, die als Straßenkind aufwuchs), kurz nachdem diese dazu gezwungen wurde, ihre eigenen Eltern zu erschießen. Daraufhin wird sie zur Kindersoldatin „ausgebildet“. Sie lernt zu töten und im Dschungel zu überleben, doch die Geister der Toten lassen sie nicht in Ruhe. Die Sehnsucht, die zurückgelassenen Toten zu bestatten, treibt das Mädchen voran. Inmitten dieses Terrors lernt sie für kurze Zeit auch Liebe und Zärtlichkeit kennen, die wie ein allzu schöner Traum aufblitzen. Doch allzeit präsente Gewehrschüsse, die diesen Film fast schon musikalisch untermalen, holen sie sofort wieder ein. Trotz dieser kurzzeitigen romantisierten Zwischenpassage des Films, wirkt „War Witch“ ungemein realitätsnah. Realismus, der den Bürgerkrieg in seiner vollen Härte zeigt, aber auch auf das Land und die Menschen herum nicht vergisst. Realismus, der jedoch durch einen teilweise traumähnlichen Stil wieder gebrochen wird und so auch die innersten Vorgänge der menschlichen Seele ans Tageslicht bringt. Dabei werden auch politische Prozesse und afrikanische Kultur miteinbezogen, was jedoch teilweise wirkt, als wie wenn sich Afrika für dem Westen vorstellen würde. Diese Tatsache ist wahrscheinlich auch auf die kanadische Produktionsfirma, die hinter dem Film steht, zurückzuführen.

    „War Witch“ ist ein ergreifendes und sehr gut erzähltes Portrait eines Mädchens, das nicht mehr selbst über ihr Schicksal entscheiden kann. Sie rutscht in den Krieg und wird zum Spielball der männlichen Rebellenführer. Die Kamera begleitet sie dabei auf ebenso wackligen Beinen, wie das Mädchen im Leben steht. Komona ist eine sympathische junge Frau, die die Tritte des Lebens einsteckt, aber nie als leidendes Opfer stilisiert wird. Sie wird nicht den voyeuristischen Blicken des Kinopublikums ausgeliefert, die sich einen Film über das Leid der Menschen ansehen wollen – Komona kann stets ihre Menschlichkeit und Würde bewahren, was den Film umso authentischer und zu einem sehr gelungenen Werk macht.
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    17.02.2012
    23:57 Uhr