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    Narr oder Nichts

    Ein Historienfilm über das vorrevolutionäre Dänemark. Der Leibarzt Struensee (Mads Mikkelsen) lenkt König Christian VII. (Mikkel Boe Folsgaard), der ein infantiler Schwächling ist, und setzt aufklärerische Gedanken per Gesetz durch. Hinzu kommt das im Titel verheißene Verhältnis zur Königin Caroline Mathilde (Alicia Vikander).Wie Struensee die Königin beglückt und dann den Bastard dem König unterschiebt, wird recht spannend erzählt. In From von Hofintrigen bekämpfen sich die Reformer um Struensee und der um seine Pfründe fürchtende Adel. Christian VII. mimt auf Struensees Rat den Narren. Man ist sich nie sicher, wann er spielt und wann er echt nur Panne ist und regiert. Aber auch der Gegensatz zwischen dem abartigen, kranken König, der nur mit Nutten verkehren kann und Struensee, einem ‘normalen‘ Mann wird deutlich. Es entwickelt sich ein Freund-Feind Verhältnis, in dem der König eigentlich der abhängig, hilflose ist.
    So scheint der Fortschritt auch vor dem Bett und den darin stattfinden Aktivitäten letztendlich nicht Halt zu machen. Dieser Antagonismus zwischen Sex und Staatsräson lässt gegen Ende sogar etwas Spannung aufkommen. Die wächst noch, weil man lange Zeit nicht glaubt, dass nach Verhaftung und Verurteilung Struensee dem Henker überantwortet wird.
    Regisseur Arcel erzählt nordisch unterkühlt mit gelegentlichem Aufglimmen der Glut. Das ist in diesem historisch steifen Rahmen mitunter ganz erfrischend. Als Sittenbild der untergehenden Aristokratie nicht schlecht.
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    26.05.2014
    18:31 Uhr
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    Die Königin und ihr Leibarzt


    In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelangen, wie fast überall in Europa, auch in Dänemark die Ideen der Aufklärung an den Königshof. Im Fall von „Die Königin und ihr Leibarzt“ geschieht dies in der Person des Arztes Struensee (Mads Mikkelsen). Als Geliebter der unglücklichen Königin und als enger Vertrauter des geisteskranken und somit regierungsunfähigen Königs, beginnt der progressive Denker den Adel zu unterwandern und übernimmt langsam die Kontrolle im Königreich, wo er versucht seine Reformen durchzusetzen. Trotzdem handelt es sich weniger um einen Film über Revolution, sonder über die Unmündigkeit des Volkes und des Adels, die diese Neuerungen nicht verstehen. Die Massen sind leicht manipulierbar und folgen dem, der am lautesten ruft – in diesem Fall sind das die ersten Zeitungen, deren Zensur gerade erst aufgehoben wurde. Es handelt sich somit auch um einen Film über das scheitern von Revolution – gescheitert durch die, die eigentlich die Bewegung tragen sollten. Mads Mikkelsen spielt in diesem Film des Dänen Nikolaj Arcel (Drehbuchautor des schwedischen „Girl with the Dragon Tattoo“) den Leibarzt des Königs. Er spielt gewohnt gut, jedoch ermöglicht es die Inszenierung nicht seinen Charakter zu entwickeln. Der Fokus liegt auf dem zeigen und verstehen geschichtlicher Vorgänge und weniger auf dem Schicksal der Einzelnen. Die Protagonisten in diesem Kostümfilm wirken wie inhaltlose Schachfiguren im Spiel der Geschichte - wie Figuren, die vom Regisseur im Bild platziert und verschoben werden und mit deren Hilfe eine Geschichte über Liebe, Politik, Erneuerung und Niedergang erzählt wird. Dennoch handelt es sich bei „Die Königin und ihr Leibarzt“ um einen nie langweiligen Film für höhere Ansprüche, als schöne Kostüme und „die gute alte Zeit“ sehen zu wollen. Die Story ist spannend und mit schönen Bildern erzählt und auch, wenn man nie wirklich Einblick in die Charaktere bekommt, sind sie ein wichtiger Teil des vermittelten Geschichtsbildes, das vor allem gesellschaftlichen Umbruch und politische Entwicklungen portraitiert. Auch wenn der Humor in diesem Film nicht zu kurz kommt und man immer wieder auch herzlich lachen darf, gehen diese Lacher leider stets zu ungunsten des geisteskranken Königs, der sich zum Affen macht – in diesem Punkt haben es sich Regisseur und Drehbuchautor etwas zu einfach gemacht.
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    16.02.2012
    23:59 Uhr