Forum zu Poll

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84% Bewertung
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    Geheime \'Schnapspflege\'

    Regisseur Chris Kraus hat in seinen Film ganz schön viel hineingepackt. Herausgekommen ist ein aufwendiges Gesellschaftsporträt mit Hausmusik und Badeszenen vor dem 1. Weltkrieg am Rande des kaiserlichen Reiches oder wie ein Besucher sagt ‘Poll liegt am Arsch der Welt, aber an einem schönen Arsch.‘ Hier leben Deutsche, Russen, Balten in angespannter Ruhe miteinander. Der Fokus wechselt von einer Vater-Tochter Beziehung zu einem Abenteuerroman mit historischem Ambiente, inklusive einer unglücklichen Liebesgeschichte.
    Tochter Oda hält die Ereignisse in ihrem Tagebuch fest. Alle Personen laden irgendwie Schuld auf sich. Der Vater (Edgar Selge) macht makabre Experimente, seine Frau (Jeanette Hain) betrügt ihn mit dem Gutsverwalter (Richy Müller) und Oda (grandiose Neuentdeckung Paula Beer) versucht heimlich einen verwundeten Anarchisten, den sie ‘Schnaps‘ nennt, zu retten. Der Kriegsbeginn beschleunigt und klärt die Verhältnisse und so steigt die Spannung bis alles in Flammen aufgeht. Es ist der Untergang einer Gesellschaft, die ihre Zukunft bereits hinter sich hat. Damit wird aber auch ein Allgemeingültigkeitsanspruch erhoben, der die historische Wahrheit von dieser unbekannten Schriftstellerin Oda Schäfer obsolet werden lässt. Chapeau vor Kamerafrau Daniela Knapp. Der dumpfe Ton der Dialoge ähnelt bisweilen mit seinen unartikulierten, gebellähnlichem Lautfetzen an eine Art Höhlensprache. Aber sonst ganz toll.
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    18.01.2013
    11:31 Uhr
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    Poll

    Eine emotional packende Geschichte in toller historischer Ausstattung mit hervorragendem Schauspiel. Empfehlenswert!
    20.05.2011
    22:27 Uhr
  • Bewertung

    Von grandios bis bedeutungslos

    Das ist ganz großes Kino, ästhetisch und visuell hervorragend - zumindest in der ersten Filmhälfte. Leider passiert dann in der zweiten nichts mehr, was einem die Figuren näher bringen würde. Da alle genialen Momente sich zu Anfang verbrauchen, bleibt ein rätselhaft unbefriedigender Nachgeschmack zum Schluss. Erste Halbzeit: 100%, zweite Halbzeit: 50%.
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    15.05.2011
    18:56 Uhr
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    Freundschaft in Zeiten des Krieges


    „Poll“, das ist ein Ort in Estland, in dem sich gleich zu Beginn des gleichnamigen Films die Ereignisse überschlagen. Ein Mädchen, gespielt von der wirklichen Entdeckung Paula Beer, gerät nach dem Tod ihrer Mutter im Berlin der 1910er Jahre unverhofft in die Hände der neuen Familie ihres Vaters. Machtverhältnisse und Strukturen sind hier wenig klar, jedoch umso archaischer. In Estland herrscht kurz vor Ausbruch des Weltkriegs eine deutsche Minderheit, in Wahrheit kontrolliert aber die russische Armee das Land. Der Vater ist ein von der Pathologie und Forensik besessener, von den deutschen Fakultäten ausgeschlossener Arzt,welcher der dem Zaren dienenden Armee die Leichen der zu Tode gejagten Anarchisten abkauft. Er glaubt das Böse orten zu können, während seine medizinisch bald geschulte Tochter beginnt, heimlich einen verwundeten und aus Sibirien geflohenen Dichter zu umsorgen. Eine enge Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich.
    Regisseur und Autor Chris Kraus adaptiert damit behutsam eine wahre Begebenheit, die die später sehr bekannte, heute fast vergessene Lyrikerin Oda Schaefer in ihren Tagebüchern und Erinnerungen schilderte.
    Der Film beeindruckt mit seinem Schauplatz, der Ausstattung und aufwändigen Kamerafahrten. Für Freunde von großem, emotionalen Kino ist diese deutsch-österreichisch-estnische Ko-Produktion also unbedingt zu empfehlen.
    27.03.2011
    16:20 Uhr