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    Leere Kälte

    Ein Film, der schwer zu beurteilen ist. Ein Thema, dass man so auch nicht alle Tage sieht. Nach dem 2. Weltkrieg bewacht eine handvoll russischer Soldatinnen etwa 50 deutsche Kriegsgefangene, ein hungernder, frierender, zerlumpter Haufen. Einzelne Charaktere auf beiden Seiten werden allmählich sichtbar. Auf russischer Seite sehen wir Vera (Ingeborga Dapkunaite), die rabiat prügelnde Aufseherin, die ihre ganze Familie durch die Deutschen verloren hat. Die junge Zina (Nathalie Press), die sich verliebt, schwanger wird und sich dann erhängt. Im Mittelpunkt steht die Ärztin Dr. Natalia (Vera Farmiga). Auch sie zeigt Gefühle für Max Bort (Thomas Kretschmann). Daniel Brühl gibt den deutschen Edelnazi und bezahlt mit seinem Leben.
    Dr. Natalias Hauptgegenspieler steht im eigenen Lager Colonel Pavlov (John Malkovitch). Er ist ein taktierender Zyniker, gefühlskalt wie die Außentemperatur im Lager.
    Es gibt genug Action, auch echte menschliche Tragik, aber irgendwie lässt das einen kalt. Man spürt Revanchismus und Patriotismus. Männer und Frauen setzen ihr sexuelles Potential ein. Manche sind dabei erfolgreich, andere nur teilweise oder überhaupt nicht. Dann kommt ein Teil, der kontraproduktiv ist, wenn man an den deutschen Untertitel denkt. Es ist keineswegs die ‘Hölle‘, wenn die Gefangenen als Orchester aufspielen und als Belohnung russische Frauen ins Camp kommen.
    Auch anderes passt nicht so recht ins Bild und lässt Fragen offen. Dazu gehört vor allem das etwas kryptische Ende mit einem fiftyfifty Happy End. Auch das macht einen weder besonders froh noch unglücklich. Im Grunde ist der Film gar nicht mal so schlecht. Vielleicht ist es ja die innere Distanz, die nicht überbrückt werden kann, hinzu kommt die Inkonsequenz, die die Emotionen abwürgt.
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    23.01.2016
    13:00 Uhr