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    Attenberg


    Marina bezieht einen Großteil ihres Erfahrungsschatzes aus Tierdokus von Sir David Attenborough. Wenn ihre beste Freundin Bella den Namen des Naturfilmers ausspricht, klingt das wie "Attenberg" - daher der Name des Films. Im griechischen Provinzalltag kommt Marina aber kaum dazu, ihr theoretisches zwischenmenschliches Wissen anzuwenden - vor allem beim Thema Sexualität hapert es gewaltig.

    Wohl eine Folge des Zusammenlebens mit ihrem krebskranken Vater, der seinen Abschied inklusive Feuerbestattung akribisch plant. „Attenberg“ thematisiert dieses Verhältnis Vater-Tochter und das Abschiednehmen der beiden sehr gefühlvoll, aber auch witzig. Großartig die Szene, in der beide am Bett vor dem Fernseher Tiere imitieren.

    Überhaupt wird hier viel nachgemacht. Wenn Marina und Bella durch die menschenleeren Wohnblocks marschieren, tun sie dies im Stil eines Monty Python-Sketches: Wie Regisseurin Athina Rachel Tsangari im Publikumsgespräch zugibt, hat sie damit das „Ministry of Silly Walks“ gewürdigt. Diese Tänze haben laut Regisseurin auch die Funktion des Chors in der griechischen Tragödie.

    Am Ende muss Marina zwar von ihrem Vater Abschied nehmen, kommt aber auch gleichzeitig durch eine erste sexuelle Erfahrung mit einem Mann in der Welt an. Toll Ariane Labed als Marina und Yorgos Lanthimos als Vater - und die „Silo Walks“ werden als eines der zentralen Bilder dieser Viennale im Gedächtnis bleiben.
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    03.11.2010
    17:26 Uhr