Forum zu Tilva Ros

1 Eintrag
1 Bewertung
40% Bewertung
  • Bewertung

    Tilva Ros

    „Tilva Ros“, benannt nach der Miene, in dessen Umgebung die Handlung stattfindet, ist das Regiedebüt des erst 29 Jährigen Nikola Lezaic und ist ein Paradebeispiel für eine filmische Milieustudie. In harten und schonungslosen Bildern wird der Alltag dieser Jugend(kultur) gezeigt. Am Rande der Gesellschaft lebend, vertreiben sie sich ihre Zeit durch brutale Mutproben bzw. Stunts, die sie per Video auch festhalten und stolz herzeigen. Nikola Lezaic tut alles, um dem Zuschauer diese aus Langweile resultierende physische Brutalität näher zu bringen: Close ups auf selbst durchgeführte Piercing-Prozesse, das Aufschlürfen von Haut mit einer Käsereibe und auf andere masochistischen Aktivitäten sind keineswegs selten.

    Dieser harte soziale Realismus schlägt einem häufig in die Magengrube und ist zugleich ein unique selling point des Films. Durch die schonungslosen Bilder fühlt man sich konstant in diesem hoffnungslosen Mikrokosmos gefangen. Doch zugleich kann man hier die große Schwäche von „Tilva Ros“ finden: Autor, Regisseur und Cutter Nikola Lezaic belässt es eben nur bei dem Milieu und verzichtet dabei nahezu zu Gänze auf eine Charakterstudie. Die handelnden Personen scheinen sich nie weiterzuentwickeln und man hat das Gefühl dass zwischen Minute 1 und Minute 100 keine plausible Geschichte erzählt wurde. Deshalb ist das Kinoerebnis von „Tilva Ros“ einwenig paradox: Die Bilder prägen sich während der Projektion ein, der Zuschauer ist mit maßloser Brutalität (resp. mit hartem Realismus) konfrontiert. Doch sobald man das Kino verlässt, verbleibt kaum eine (positive) Erinnerung an den Film, da hier schlichtweg vor lauter Milieuskizze auf die Story vergessen wurde. Schade.
    themovieslave_d00814b111.jpg
    30.07.2010
    23:57 Uhr