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82% Bewertung
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    Leben im Alter

    Mike Leigh hat den Film in die vier Jahresezeiten unterteilt. Die ersten drei sind recht amüsant und auch von der Atmosphäre her bilden sie eine Einheit. Nur hinter der Fassade schimmert immer mal wieder der menschliche Abgrund durch. Erst im Winter geht’s ans Sterben. Hier vertieft der Film all das, was vorher nur angedeutet wurde. Im Zentrum steht ein älteres Ehepaar (überzeugend Ruth Sheen und Jim Broadbent), die auch noch Tom und Gerri heißen. Sie sind nicht nur der ruhende sonders auch der Gegenpol zu all den kaputten Freunden und Verwandten um sie herum. Das sind ältere, einsame Singles, die wohl wegen ihren hochgesteckten Erwartungen, der eigenen Unfähgikeit und fehlender sozialer Kompetenz so ein Leben führen. Letztendlich ist es auch eine Auseinandersetzung mit dem Alter. Tom und Gerri gestalten es als einzige bewusst liebevoll. Sie sind sich ihrer Endlichkeit bewusst. Es gibt noch Platz für den Sohn, seine Freundin, Toms Bruder. Sie sind auch für andere da, deren Probleme können sie aber nicht lösen. Stilsicher rahmt Leigh das Gesellschaftbild ein mit einer depressiven Frau (stark Imelda Staunton) und einem fast autistischen alten Zombie. Meistens ernst, im Grunde ernüchternd und zutiefst beeindruckend.
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    03.03.2011
    10:34 Uhr
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    Wunderschön :-)

    Seit langem durfte ich vorige Woche endlich wieder einmal einen Film sehen, den ich durchaus als herzerfrischend bezeichnen würde. Jim Broadbent und Ruth Sheen geben einfach ein super liebes altes Ehepaar ab. Wenn man den beiden zusieht, wünscht man sich, dass man selbst einmal, mit genau so jemandem an seiner Seite alt werden wird!! Für mich, eine "typisch" britische Produktion mit allem was dazu gehört. Ein Film, weitab des Mainstreams...Balsam für Herz, Geist und Seele. Einfach nur schön.
    07.02.2011
    13:22 Uhr
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    Another Year


    Nachdem Mike Leigh vor zwei Jahren mit dem brillanten Film „Happy-Go-Lucky“ einen mehr als nur erfolgreichen Ausflug in das Komödiengenre unternommen hat, hat er sich nun wieder dem ernsteren Film gewidmet. „Another Year“ erinnert zwar in seiner Grundkonstellation einwenig an „All or Nothing“, doch wir haben es hier nicht mit einem düster-tristen Drama zu tun. Auch nicht mit einer Komödie. „Another Year“ ist, so salopp das Wort sein mag, Realismus, ja sogar Leben pur. Leigh schafft es, in einer unglaublichen Simplizität eine starke, wenn auch minimalistische, Geschichte zu verpacken.

    Zwar kommt in „Another Year“ die ein oder andere Länge auf, doch dies mindert den Filmgenuss keineswegs. Dass Mike Leigh ein Meister der Schauspielführung ist, hat er bereits oft genug gewiesen und hiermit sogar übertroffen. Jim Broadbent spielt die Rolle seines Lebens, Ruth Sheen kratzt an Perfektion. Doch der Film gehört eindeutig Lesley Manville. Als dezent soziopathische und dauerndnervende Freundin der Familie Mary ist sie, das sei hier gesagt, oscarverdächtig. Ebenso wie Mike Leigh, dem man für diese brillante Familien- und Milieustudie ruhig mal das goldene Männchen geben darf, sei es für das Drehbuch oder die umwerfende Regie.

    „Another Year“ ist bewusst klein in der Narration gehalten, doch das Resultat ist ganz groß. Ein bewegender, lustiger, nie übertriebener und somit stets ehrlicher Film, den man gesehen haben muss und den man ruhig bereits jetzt zu den besten des Jahres 2010 zählen darf.
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    26.07.2010
    23:59 Uhr