Forum zu Shahada

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  • Glaubensbekenntnis

    Die fünf Kapitelüberschriften sind wohl wegweisend. Darunter finden wir z.B. „Beginn der Reise“ „Hingabe“ „Selbstaufgabe“ oder „Entscheidung für einen Weg“. Wir erhalten einen Einblick in die Denkweise der Muslime in unserem Land. Im Vordergrund stehen dabei die Probleme, die ihnen am meisten am Herzen liegen bzw. mit deren Lösung, sie sich besonders schwer tun: Abtreibung, Homosexualität und andere Frauenprobleme. Dabei gibt es einen heftigen Streit über den rechten Weg zwischen gemäßigten und strenggläubigen Muslimen.
    Anfangs liefern authentische Bilder eine beeindruckende Sozialstudie. Es gibt interessante bildliche Überschneidungen, die durch Wiederholung einen neuen Blickwinkel schaffen. Äußere gemeinsame Erfahrung wie Hagel und die Disko zeigen Verbindungen zwischen den einzelnen Figuren auf. Wir lernen das Umfeld kennen. Doch dann erlahmt der anfängliche Schwung etwas und das Interesse wird auf eine harte Probe gestellt, denn es geht nicht mehr so zügig weiter wie bisher. Lange Dialoge wechseln mit weiblicher Hysterie und so bekommen die Tiefgläubigen, trotz aller offenkundigen Toleranz, doch allmählich das Übergewicht, nachdem einige problematische Handlungsstränge FFE-mäßig zugekleistert werden. Aller Ehren wert und im Detail sogar recht mutig.
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    13.09.2011
    13:23 Uhr
  • Bewertung

    Zärtlich und feinfühlig inszeniert und toll gespielt.

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2010
    Die fünf Säulen des Islam dienen als Rahmen für die Erzählung von fünf Schicksalen junger Muslime in Berlin, die sich zuerst parallel abspielen und im Laufe des Filmes immer näher zusammen finden. Alle sind sie auf der Suche nach Antworten auf zentrale Fragen ihres Lebens, alle hadern sie in einer bestimmten Form mit ihrem Schicksal. Jede und jeder steht in gewisser Weise für einen Vorwurf, den viele dem Islam, aber auch anderen Religionen immer wieder machen und der sich im Laufe des Filmes in einem ganz anderen Licht präsentiert. Ganz behutsam und beinahe zärtlich erzählt der Regisseur Burhan Qurbani die Geschichten der einzelnen Figuren und führt sie alle nacheinander an Wendepunkte in ihrem Leben, an denen sie sich entscheiden müssen, wie sie ihr Leben weiterleben möchten und wie ihre Beziehung zu Gott aussieht. Entscheidend dafür sind die Menschen in ihrem Umfeld, die ihnen mit ihrem eigenen Leben Beispiele geben, die persönliche Entscheidung aber nicht abnehmen können.

    Langsam bekomme ich den Eindruck, dass ich die Absolventinnen und Absolventen der Filmakademie Baden-Württemberg besser im Auge behalten muss. Es ist schon der zweite Film hier auf der Berlinale, der mich sehr beeindruckt hat und es ist der erste Film im Wettbewerb, der mich ziemlich sprachlos nach seinem Ende wieder an das grelle Licht des Tages entlässt, mit ganz vielen Bildern im Kopf, einem Sturm von Gefühlen im Herzen und Tränen der Begeisterung und Faszination in den Augen. Für solche Regisseure wie ihn scheint mir, ist das Kino erfunden worden und wegen solcher großartiger und einmaliger Filme wie diesen haben sich Menschen wie ich wohl dereinst in das Kino verliebt. Ich sehe mich in der paradoxen Situation, noch soviel sagen zu wollen und noch besser erklären zu wollen, was diesen Film so besonders macht und im selben Augenblick zu erkennen, dass man Filme wie diesen nicht beschreiben, sondern erleben muss.
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    17.02.2010
    23:35 Uhr