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5 Bewertungen
69% Bewertung
  • Bewertung

    Tod eines Patriarchen

    Die Familie des Hofbäckers Rikard Rheinwald (Jesper-Kaminski-Christensen) wird in den Tod des Familienoberhauptes mit hineingezogen. Zuvor hatte er noch seine langjährige Lebensgefährtin (Anne Luise Hassing) und Mutter seiner Kinder geheiratet. Seine Lieblingstochter Ditte (Lene Maria Christensen), der er das Geschäft übergeben will, erhält einen Traumjob in New York und wird auch noch schwanger.
    Genug Stoff für Zoff und Versöhnung. Selbst die Enkelkinder sind in diesem emotionalen Whirlpool involviert.
    Die stärksten Szenen spielen sich zwischen Vater Rheinwald und Tochter Ditte ab. Besonders die enge Bindung zwischen den beiden starken Charakteren wird eindrucksvoll geschildert. Rikard steht zwischen Leben und Tod. Ihm liegt die Bäckerei als Familientradition besonders am Herzen. Ditte muss zwischen Beruf und Mutterschaft wählen und eine einvernehmliche Lösung mit ihrem Freund Peter (Johan Philip Asbaek) finden.
    Pernille Fischer Christensen schildert das in ruhigen Bildern, die hin und wieder durch einen Gefühlsausbruch unterbrochen werden, wenn sich Enttäuschung und Frust Luft machen müssen. Es ist realistisch herb und ungeschminkt, und völlig kitschfrei. Dafür beobachtet die Kamera sehr genau. was bei den einzelnen Akteuren so vor sich geht. Dazu gehört auch ein langer Sterbeprozess. Wie Rikard können wir dem Tod nicht entgehen und wie Ditte und Peter kann man ein neues Leben in die Welt setzen. Da gibt es nichts zu lachen. Man ist nur gerührt. Ein gehaltvoller Film, der einen nicht runterzieht oder depressiv macht, sondern nur einen Blick auf eine mögliche Option wirft. Nicht für jeden Tag, aber gelungen.
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    20.11.2015
    18:23 Uhr
  • Bewertung

    Ein Film, der an seiner Unentschlossenheit

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2010
    Müsste man für diesen Film einen Vergleich aus dem Tierreich heranziehen, so fiele mir spontan am ehesten die Kaulquappe ein. Sie hat einen großen Kopf, wird dann aber schnell und stetig immer Dünner, je weiter nach Hinten man schaut. So ähnlich ist es auch mit diesem Film: Zu Beginn baut er beim Publikum ein großes Maß an Sympathie für die Charaktere des Films auf und führt geschickt zu einem frühen Zeitpunkt einen Wendepunkt der Handlung ein, als Dittes Vater von seinen Ärzten erfährt, dass sein Lungenkrebs geheilt werden konnte. Die große Erleichterung und die Freude darüber, dass es daraufhin seiner langjährigen Lebensgefährtin Sanne einen Heiratsantrag macht, ist ganz liebevoll inszeniert und macht große Vorfreude auf den Rest des Filmes. Die Freude auf der einen Seite wird auch plausibel mit dem Schmerz auf der anderen Seite kontrastiert, mit dem sich Ditte und ihr Lebensgefährte plagen, weil sie sich entscheiden müssen, ob Ditte nach New York gehen (und ihr Kind abtreiben) soll oder ob sie in Kopenhagen bleiben (und eine Familie werden).

    Der zweite Wendepunkt in der Geschichte, als nämlich Dittes Vater erneut eine Krebsdiagnose bekommt, diesmal die Tumore jedoch nicht mehr entfernt bzw. behandelt werden können, führt in der Geschichte jedoch zu einem überraschenden Hin- und Her zwischen mehreren Ebenen der Geschichte: die ungewisse Zukunft der Bäckerei, die anstehende Abreise nach New York bzw. deren Absage, die Pflege des schwerkranken Vaters, der es einfach nicht wahrhaben will, dass er bald sterben wird und seine Umgebung mit seiner Wut und seinem Zorn fertig macht. Der Film kann sich ab der Mitte nicht entscheiden, ob er ein Film über die Pflege todkranker Menschen, ein Familiendrama, ein Beziehungsdrama oder ein melancholischer Film über die Vergänglichkeit des Menschen im Allgemeinen sein will und schafft es schließlich nur mit Müh und Not, zu einem halbwegs nachvollziehbaren Ende zu finden.
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    19.02.2010
    22:59 Uhr
    • Bewertung

      Langweiliges Melodram.

      Der Titel „A Family“ ist Programm: Als Vorspann wird die gesamte Familiengeschichte der handelnden Charaktere erklärt. Dies ist eine nette, aber an und für sich unnötige Sequenz, da man alle Backgrounds im Zuge der Handlung ohnehin erfährt.
      In der Handlung gibt es zahlreiche Konflikte, die sich alle rund um die weibliche Protagonistin Ditte abspielen. Soll sie nach New York ziehen und ihrer Karriere folgen, oder doch das Kind zur Welt bringen und sogar die Väterliche Bäckerei übernehmen? Dies sind alles interessante Konflikte, die jedoch nicht wirklich reichen, um den Film emotional interessant zu machen. Der Plot und die Thematik sind höchst interessant, doch die Story scheitert im Allgemeinen an den Charakteren. Spätestens während den langen (und großteils langweiligen) Sterbeszenen von Dittes Vater merkt man als Zuschauer, dass man überraschend unberührt von dem Geschehnis auf der Leinwand ist. Dies liegt wohl an der Unplausibilität der handelnden Charaktere. Vor allem Ditte scheint eine Entscheidung nach der anderen zu treffen ohne dabei irgendwie zu Differenzieren oder zu begründen. Mal will sie nach New York, mal Familie, mal die väterliche Bäckerei übernehmen – diese sprunghaften Entscheidungen und Veränderungen sind sehr unplausibel und wirken wie vom Drehbuchautor einfach eingeworfene Wendepunkte.
      Schön und sehenswert an „A Family“ ist der Soundtrack. Sehr passend werden Gemütszustände untermalt. Dies ist unterhaltsam, macht den Film jedoch auch nicht sehenswert.
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      19.02.2010
      23:26 Uhr