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67.5% Bewertung
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    Julie OK, Julia OhWeh!

    Auch wenn der Film von Nora Ephron auf wahren Begebenheiten beruht, und auch wenn diese Julia Child, die Meryl Streep darin verkörpert, die erste TV Kochserie gestartet hat, so ist und bleibt es einer der schlechtesten Filme, in denen die Leinwandgöttin, die ich an sich sehr mag, aufgetreten ist.
    Sie spielt eine unsympathische, laut polternde Diplomaten–Tussi, die vor lauter Langeweile angefangen hat zu kochen. Mit ein paar Kochkursen wird sie zur Ikone. Ihre schrille deutsche Synchronstimme tun ein Übriges, um sie unter den Dampfhammer zu werfen. War es eine Marktlücke, die sie entdeckte? Eine sympathische, schrullige Endfünfzigerin, wäre denkbar gewesen, hat aber Regisseurin Ephron offenbar nicht gefallen. Madame gackert durch die Gegend und vergeigt so manchen Gag, weil sie schlichtweg nur dämlich tönt. Allein der Gesichtsausdruck wechselt von einfältig bis extrem schlicht, betontes Dauergrinsen trübt den Blick. All das kann man Meryl nicht zum Vorwurfmachen. Höchstens der Regie. Nur vom Geldverdienen versteht sie offenbar etwas. Und das liegt daran, dass man ihr das nicht zutraut.
    Mit dem Sprung in die Jetzt-Zeit rettet Amy Adams (Julie) was zu retten ist, will sagen Mrs. Child wird etwas in den Hintergrund geschoben, was dem Film guttut. Amy bringt natürliche Frische ins Konzept, auch fähigkeitsbedingte Fehlschläge und sogar menschliche Wärme, die die weiblichen Amerikanismen etwas abfedern.
    Auch als Appetitanreger ist der Film ein Versager. Sorry Meryl.
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    01.09.2020
    10:23 Uhr
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    Mahlzeit

    Ein Film, bei dem es hauptsächlich ums Kochen geht? Klingt nicht besonders aufregend. Doch wenn man die geeigneten Geschichten findet, die erzählt werden sollen und auch noch die passenden Darstellerinnen, kann daraus doch ein ganz netter Film werden. Die zwei parallel ablaufenden Stories zeigen auf der einen Seite den Aufstieg der Botschafter-Gattin Julia Childs (Meryl Streep) zur berühmtesten Fernsehköchin Amerikas, und auf der anderen Seite die junge Julie Powell (Amy Adams) bei ihrem Versuch, alle 524 Rezepte Childs innerhalb eines Jahres nach zu kochen.

    Dass sich Meryl Streep in jeder Rolle zurecht findet, ist keine große Überraschung. Auch hier spielt sie wieder mit großer Leidenschaft und lässt wortgewaltig und tatkräftig die Zwiebelscheiben nur so durch die Küche fliegen. Ihr zuzusehen, wie sie die vornehme französische Küche mit ihrer direkten Art gehörig durcheinander bringt, ist eine Freude. Ihr ganz ausgezeichnet zur Seite steht dabei auch ihr Film-Gatte Stanley Tucci, der sie bei ihren Koch-Bemühungen liebevoll unterstützt.

    Die Schnitte in die Gegenwart zur Julie-Geschichte reißen einen leider immer wieder etwas aus der Julia-Handlung – und umgekehrt. Leider gibt es eher wenige gegenseitige Anknüpfungspunkte der beiden Geschichten und so wirken die beiden Erzählstänge eher künstlich miteinander verwoben. Beinahe hätte ich dadurch das Interesse und die Lust an dem Film verloren, war aber dann doch gespannt, wie es denn schlussendlich ausgeht. Leider hat sich das Warten nicht wirklich ausgezahlt. Viel unspektakulärer hätte man den Film nicht mehr zu Ende gehen lassen können. Ich hätte mir lieber noch eine abschließende gute Verknüpfung der zwei Handlungen gewünscht. Z.B. ein Extra-Rezept von Julia für Julie oder so. Das hätte dann zwar nicht mehr mit den wahren Begebenheiten zusammen gepasst, wäre aber ein etwas originelleres Ende gewesen.

    „Julie & Julia“ ist ein durchaus netter und unterhaltsamer Film, der auch eine wirklich gute Besetzung aufbieten kann. Leider bewegt er sich aber eher im Mittelmaß dahin. Nichts fällt negativ auf, aber auch die positiven Ausreißer sind eher überschaubar. Die darstellerische Leistung ist sicher top, aber man wird nur bedingt von der Handlung mitgerissen.
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    13.11.2015
    21:21 Uhr
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    mastering the art of (french) cooking

    "madame, ich muss ihnen sagen dass sie nicht das geringste talent haben zu kochen – aber die amerikaner werden es sicher nicht bemerken..."

    als amerikanische "einserschülerin" mit überbordendem selbstbewusstsein, enthusiasmus und respektlosigkeit gegenüber jeder tradition ausgestattet, macht sich julia child (meryl streep), in paris stationierte botschaftersgattin und wahrscheinlich ein bissel gelangweilt, auf, in die raffinessen der französischen küche einzudringen und ihre methoden auf “wissenschaftliche durchführbarkeit“ hin abzuklopfen – dass sie von kochen und lebensmitteln, geschweige denn vom küchenjargon nicht den blassesten schimmer hat, stört zumindest sie nicht. mit ausdauer und zähigkeit werden bergeweise zwiebeln gehackt und der schneebesen geschwungen – bis sie von zwei autorinnen eingeladen wird, ihr neuestes kochbuch für den amerikanischen markt zu überarbeiten. ihre karriere als autorin, fernsehköchin und kochlehrerin für die ganze nation beginnt...

    da aber weder ihre angeeigneten kochkenntnisse noch ihr privatleben genug stoff für zwei stunden film bieten, wird parallel ein zweiter handlungsstrang eingefügt – julie powell (amy adams), ebenso ein küchenfrischling wie einstens child, beschließt alle rezepte aus deren standardwerk "mastering the art of french cooking" innerhalb eines jahres nachzukochen und in ihrem blog über erfolg und misserfolg zu berichten.

    die exotik des kochens (oder kochen könnens), das eintauchen in die blogosphäre als erhoffter "intellektueller austausch", der plötzliche anstieg an "popularität" und der gewinn vermeintlicher freunde – all das, ja selbst julies verehrung für das große vorbild sind nichts weiter als verhikel für einen film "mit meryl streep!", in dem diese ihre verwandlungsgabe neuerlich unter beweis stellen darf. wie ein stimmenimitator vom villacher fasching nimmt sie child manierismen und ignoranz auf die schaufel (oder doch ernst?) – und zeigt sich bitter enttäuscht darüber, für diese unerträgliche schmiere nicht noch einen oscar bekommen zu haben. unbegreiflich für mich ist der (relative) erfolg des films und die begeisterung der meryl-fangemeinde – wer einen guten (und gut gespielten) film über kochen und genießen sucht, halte sich besser an "babettes fest", "eat, drink, man, woman" oder "tampopo".
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    20.02.2015
    00:33 Uhr
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    Julie&Julia

    Schade, dass es das Kochbuch "Mastering the Art of French Cooking" nur auf Englisch gibt.. ich hätte es mir zu gern in Deutsch durchgelesen und mir so manche Kochidee daraus gekocht. Der Film macht wirklich Lust, sich wieder an den Herd zu stellen und etwas zu zaubern. Der Film ist gut erzählt, vorallem die Lebensgeschichten der beiden Frauen und die jeweiligen Epochen/Städte sind sehr gut dargestellt. Beide Frauen haben nach einer Aufgabe in ihrem Leben gesucht und haben sie durch das Kochen gefunden.
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    03.03.2011
    09:45 Uhr
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      the french chef

      auf youtube gibt es einige folgen ihrer kochsendung anzusehen (länge knapp 30 minuten). ich erinnere mich mit schrecken an den verkohlten braten aus dem ofen - pure absicht natürlich: um zu beweisen, dass alles leben letztlich nur aus kohlenstoff besteht...
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      20.02.2015
      00:47 Uhr
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    Julie & Julia (Blu-Ray)

    Im luftig-leichten „Julie & Julia“ verschmelzen die Lebensgeschichten zweier bemerkenswerter Persönlichkeiten, die eins gemein haben: eine Leidenschaft fürs Essen, sowie die Willenskraft, sich hartnäckig über sämtliche Hindernisse hinaus durchzusetzen. Einerseits wäre da die charismatische Julia Child (Meryl Streep), Frau eines amerikanischen Botschafters, die sich in den 40er Jahren fernab der Heimat im reizenden Paris aus Langeweile (sowie ihrer grenzenlosen Liebe zum Essen) heraus entschließt, hohe Kochkunst zu erlernen, und schlussendlich mit revolutionärem Kochbuch und eigener TV-Sendung zu einer Kultfigur des amerikanischen Kochbusiness avanciert. Andererseits wäre da Julie Powell (Amy Adams), moderne New Yorkerin, Möchtegern-Autorin, knapp 30, unzufrieden mit ihrem monotonen Job, hungrig nach ein wenig spannender Abwechslung… bis ihr plötzlich die zündende Idee kommt: in nur einem Jahr alle 524 Rezepte aus Julia Childs Kochbuch zuzubereiten und über Erfolge sowie kleine Katastrophen zu bloggen.

    Nora Ephron, Regisseurin von Romantikkomödien-Klassikern wie „Schlaflos in Seattle“ und „E-Mail für dich“, adaptiert in ihrem neuesten Werk gleich zwei Biographien auf einen Schlag, und kreiert ein oberflächlich unterhaltsames und recht charmantes Gesamtbild, das jedoch letztlich an einem einzigen betrübenden Umstand scheitert: dass es im Endeffekt zwei komplett separate Geschichten bleiben, die „‚Julie & Julia“ versucht, dem Publikum als zusammenhängenden Film zu servieren. Nun gut, ohne Julia Childs Aufstieg in den Kochhimmel hätte Julie Powell wohl niemals eine Grundlage für ihre ulkige Mission besessen; doch sieht man über den ehrenhaften Versuch, die Geschichten organisch zu strukturieren sowie die recht plakativen Gemeinsamkeiten der beiden Erzählstränge hinweg (wie die verständnisvollen Ehemänner der beiden Damen, die bedingungslos hinter ihnen stehen), bleibt „Julie & Julia“ schlicht eine seichte Komödie, die sich nie ganz von der Tatsache erholen kann, dass es keinen starken durchgehenden roten Faden gibt.

    Sieht man von den dramaturgischen Schwachstellen ab, ist „Julie & Julia“ eine im wahrsten Sinne des Wortes köstliche Kochkomödie, die vor allem durch eine Reihe herausragender Schauspielleistungen besticht. Meryl Streeps liebevolle Darstellung der beliebten Mrs. Child ist so göttlich, dass Streep dafür - zurecht - mit ihrer mittlerweile 16. Oscar-Nominierung belohnt wurde; aber auch die zweifach Oscar-Nominierte Amy Adams verkörpert ihre Rolle so glaubwürdig, dass man als Zuschauer kaum anders kann, als Julie Powell wahnsinnig sympathisch zu finden. Erwähnenswert sind zweifelsohne auch Stanley Tucci und Chris Messina, die die beiden schon genannten Ehemänner spielen und perfekt mit ihren Filmgattinnen harmonieren.

    Die wunderschönen Schauplätze - Retro-Paris steht in dynamischem Kontrast mit dem modernen New York - sowie die vielen leckeren Delikatessen, die wohl ebenfalls eine Hauptrolle in „Julie & Julia“ übernehmen, werden von Ephron perfekt in Szene gesetzt und bieten dem Publikum einen wahren Augenschmaus. Alles in allem kann man sagen, dass diese herzige Komödie eine überwiegend gelungene Mischung vieler wertvoller Zutaten ist; leider vermisst man stellenweise die Würze, und ein bisschen Saucenbinder hätte wie gesagt auch nicht geschadet.
    Auszug aus der Blu-Ray-Reviewweiterlesen
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    16.04.2010
    10:39 Uhr
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    Komödiantische Feinkost

    Nora Ephron ist den meisten von uns sicherlich noch mit ihrem rührenden Film "Schlaflos in Seattle" in Erinnerung. Auch ihr neuester Film hat mit Liebe zu tun, diesmal aber der Liebe zum Kochen bzw. zum Essen hinterher, wenn das Zubereitete auch schmackhaft ist. Der Inbegriff für köstliches Essen ist die französische Küche, besonders unter Amerikanern, die sich auf dem internationalen Gourmet-Parkett bisher ja eher mit Ausrutschern blicken ließen. "It''s so delicious, there must be butter in it!" wird so zum zentralen Satz des Filmes. Delikat und im höchsten Sinne schmackhaft ist auch der Film als Ganzes: Meryl Streep ist besonders im englischen Original eine cineastische Freude der ersten Klasse und hat sich (einmal mehr) für mindestens eine Oscar-Nominierung qualifiziert, Amy Adams bekommt den ersten Preis für charmante Liebenswürdigkeit verliehen und darf auch im Kino gerne weitere Gänge ihres Könnens servieren. Nicht nur für Hobby-Köchinnen und Köche (!) interessant, sondern auch für Freunde guten Essens. Eine Komödie, wie sie sein soll.
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    23.09.2009
    10:40 Uhr