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    Narrenkraut

    Eine kleine Geschichte erzählt Alain Resnais ganz großartig. Marguerite (Sabine Azéma) wird die Handtasche geklaut und George (André Dussollier) findet ihre Brieftasche. Daraus ergeben sich Irrungen und Wirrungen von Gefühlen der beiden auf einander zu und voneinander weg. Ihre Aktivitäten werden von einem Off-Kommentar begleitet, der in einfacher Sprache philosophischen Tiefgang erreicht. Resnais arbeitet wie immer mit Wiederholungen und Rückwärtsspulen.
    Um die fehlende Handlung etwas fülliger zu gestalten, wird George eine Ehefrau Suzanne (Anne Consigny) und Marguerite eine Freundin (Emmanuelle Devos) zur Seite gestellt. Beide befürworten die diversen Treffen der ‘Liebenden‘ bis hin zu einem gemeinsamen Flug. Das Ende ist bewusst kryptisch gehalten: Absturz oder ménage à trois? Kunstflug wegen offenem Hosenlatz? Dann eine kindliche Frage, die nichts mit dem Film zu tun hat (‘Wenn ich eine Katze wäre, dürfte ich dann Kroketten essen?‘). Es gibt halt Sehnsüchte. Jeder hat welche, normale und absonderliche.
    Ein etwas exzentrisch abgehobenes Ende, das man nur wegen der hypnotischen Schauspielkunst von Resnais Lieblingsdarstellern erlebt. Und wer den Film nicht versteht, soll sich das Plakat reinziehen.
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    17.12.2013
    18:03 Uhr