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9 Bewertungen
80% Bewertung
  • Bewertung

    Viel Lärm im Finale einer Kultfigur

    Tom Cruise wird wohl mit kaum einer Filmfigur so stark identifiziert wie mit jener des Ethan Hunt - geheimnisvoller Spezialagent für besonders heikle Missionen mit schier unbegrenztem Arsenal an Tricks. Mich erinnert diese gedankliche Verbindung noch an einen anderen Helden der letzten Jahrzehnte, der ebenfalls gerade sein filmisches Finale erlebte: Indiana Jones. Was Indiana für Harrison Fords Karriere war ist wohl Ethan Hunt für jene von Tom Cruise. Die Reihe, insgesamt schon auf 7 Episoden angewachsen, hat in all den Jahren ihre Höhen und Tiefen erlebt - aber keiner der Filme war insgesamt langweilig. Immer gab es besonders beeindruckende Schauplätze, cool und intelligent inszenierte Actionszenen und am Ende immer das Gute, das siegt. Als ich den Film im Kino erlebte empfand ich gewisse Parallelen zu Indiana Jones: die Figur ist in die Jahre gekommen und im Falle des berühmtesten Archäologen der Welt auch sein Darsteller. Tom Cruise hingegen schafft es bisweilen immer noch, erstaunlich frisch auszusehen - ganz ohne CGI-Verjüngung, wie es heißt. Bei so vielen Episoden bisher gibt es allerdings nicht mehr viel, was es noch nicht zu sehen gab und darunter leidet der Film sehr. Die Gummi-Masken, um in fremde Personen zu schlüpfen, sind zwar ein Markenzeichen des M:I-Franchise, wirken inzwischen aber mehr als Zitat für die Fans als ein wirklich notwendiges Mittel zum Zweck. Die technischen Gadgets sind nach wie vor cool, aber auch nichts Neues mehr. So versorgt der erste Teil von "Dead Reckoning" sein Publikum mit viel Action, sehr viel Lärm und Sachschäden, aber mit relativ wenig Handlung. Er wirkt in der Tat wie ein langer Filmtrailer, weniger als der eigentlich Film. Vielleicht versöhnt uns ja der zweite Teil nächstes Jahr und wir werden sehen, wie es Ethan Hunt und den Seinen gelingt, die KI doch noch zu besiegen. Vielleicht sollte man sie beim nächsten Drehbuch mitschreiben lassen, schaden kann es dem Film nicht.
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    11.07.2023
    22:42 Uhr
  • Bewertung

    Mit lautem Knall kommt der Fall

    Der Film ist wie sein Film-Score: Laut dröhnend und wenig originell. Tom Cruise, letztes Jahr noch unwiderstehlicher Top Gun-Charmebolzen, turnt hier seltsam blass durch ein ungleich charmateres Frauen-Ensemble. Die Handlung (ungefähr die einer halben Alias"-TV-Epidode) gibt ihm ein paar herausfordernde Turnübungen vor, aber letztlich geht der Sprung ins Leere: Trotz hervorrageneder Schauwerte und hohem Unterhaltungswert über weite Strecken, bleibt alles ohne Ziel, Zweck und Fluchtpunkt. Sobald man aus dem Kino-Saal draußen ist, ist alles verpufft. Der schwächste Teil der Serie seit...seit... Teil 2.
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    11.07.2023
    21:32 Uhr
  • Bewertung

    Mission: Impossible

    Exklusiv für Uncut
    Ethan Hunt und sein Team bekommen es mit ihrem härtesten und schier übermächtigsten Gegner zu tun – einer außer Kontrolle geratenen künstlichen Intelligenz.

    Wenn man sich die Statistiken zum bisherigen Kinosommer 2023 ansieht, so macht sich auf den ersten Blick eine gewisse Ernüchterung breit, denn mit Ausnahme des erfolgreichen „Spider-Verse“-Sequels sowie dem dritten „Guardians of the Galaxy“-Abenteuer hat es bislang noch kein Film geschafft, Kritiker und Publikum gleichermaßen zu überzeugen und zu begeistern. Das könnte sich nun endlich ändern. Denn Superstar und Weltklasse-Stuntperformer Tom Cruise kehrt mit seiner nunmehr siebten unmöglichen Mission auf unsere Kinoleinwände zurück. „Dead Reckoning – Teil 1“ hat eine fast dreijährige, turbulente und von Rückschlägen nur so durchzogene Produktion hinter sich, die ihrem Titel mehr als gerecht wird und Stoff für einen eigenen Thriller bietet. Doch all die Strapazen und Querelen zahlen sich letztendlich aus, denn Cruise und sein kongenialer Kreativpartner Christopher McQuarrie haben in der Tat ein weiteres actiongeladenes, spannungsreiches und höchst unterhaltsames Agentenabenteuer auf die Beine gestellt.

    Eine künstliche Intelligenz, die „The Entity“ genannt wird, spielt an Bord eines russischen U-Boots verrückt und droht, die technische Infrastruktur der gesamten Welt ins Chaos zu stürzen. Aber um zum Kern der „Entity“ innerhalb des Bootes vordringen zu können, die eine ungeheure Macht mit sich birgt, werden zwei ineinander greifende Schlüssel benötigt. Diese zwei MacGuffins stehen im Mittelpunkt des Plots dieser Mission. Vom ehemaligen IMF-Direktor Eugene Kittridge (Henry Czerny) wird Hunt (Cruise) in die Jagd involviert, denn Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) hat einen der Schlüssel in Istanbul erbeutet und sich damit in der namibischen Wüste verschanzt. Später, am Flughafen von Abu Dhabi, trifft Hunt schließlich auf die gewiefte Diebin Grace (Hayley Atwell), die ebenfalls an die Schlüssel gelangen will und sie an die aus dem letzten Teil „Fallout“ bekannte Waffenhändlerin Alanna Mitsopolis (Vanessa Kirby) und einem mysteriösen Abnehmer verkaufen will. Für Hunt wird diese Mission jedoch weitaus persönlicher und emotionaler als je zuvor, denn ein geheimnisvoller Gegenspieler aus seiner Vergangenheit vor dem IMF, Gabriel (Esai Morales) – scheinbar der Einzige, der weiß, wo die „Entity“ aufzuspüren ist – steigt in den Poker um die Schlüssel ein. Gleichzeitig heften sich dann auch noch die zwei Regierungsagenten Jasper Briggs (Shea Whigham) und Degas (Greg Tarzan Davis) Hunt unermüdlich auf die Fersen. Eine irre Schnitzeljagd durch Mitteleuropa nimmt ihren Anfang…

    McQuarrie und Co-Autor Erik Jendresen haben einen aufwändigen, aber keineswegs komplizierten Spionage-Thriller entworfen, der von der ersten bis zur letzten Minute die Spannungsschraube konstant angezogen hält. Die Laufzeit von 163 Minuten mag zwar mitunter etwas langatmig anmuten, dies wird durch die intensiven und ansehnlich inszenierten Actionszenen aber mehr als kompensiert. Insbesondere der atemberaubende dritte Akt, in dem ein ungebremster Orient-Express (!) durch die österreichischen Alpen Richtung Innsbruck (!!) unterwegs ist – obwohl die dazugehörigen Szenen in Norwegen gedreht wurden (!!!), was Hollywoods Kenntnis von Europa einmal mehr in Zweifel zieht – während Ethan Hunt die Verfolgung auf einem Motorrad aufnimmt und auf einem Berg emporrast, ist ganz großes Action-Kino. Die „Mission: Impossible“-Formel, die McQuarrie mit „Rogue Nation“ und „Fallout“ maßgeblich umgeschrieben hat, findet in „Dead Reckoning Teil 1“ zu ihrem vorläufigen Höhepunkt. Der Humor hingegen, meist ausgehend von Simon Pegg, ist hier reduzierter, dafür bekommt jede Figur die Gelegenheit für emotionale Momente. Atwell als Grace fügt sich problemlos in das bereits eingespielte Ensemble ein und macht an Cruises Seite vor allem in Rom eine gute Figur.

    Morales als Gegenspieler Gabriel bringt etwas Intensität in seine Figur, während Pom Klementieff als dessen französische Auftragskillerin Paris sichtlich Spaß an ihrer Schurkenrolle hat. Generell ist dieser Film bis in die kleinen Rollen sehr gut besetzt.

    Die Handlung könnte aktueller und brisanter nicht sein, denn der Vormarsch künstlicher Intelligenzen wird nicht erst seit der Kontroverse um „ChatGPT“ kritisch und misstrauisch beobachtet. McQuarrie gelingt es, die Paranoia und Verunsicherung, die von diesen digitalen Entitäten ausgehen können, in einigen Szenen eindrücklich darzustellen und die „Entity“ als wirklich unberechenbaren und ernstzunehmenden Gegner zu inszenieren, der Erinnerungen an Kubricks „2001“, den vierten „Stirb Langsam“-Film oder „Eagle Eye“ weckt.

    „Mission: Impossible 7.1“ ist aber natürlich erst eine Hälfte der zweigeteilten Geschichte. McQuarrie lässt seine Figuren und sein Publikum am Ende erst einmal durchschnaufen, bevor, wenn denn alles nach Plan läuft, Ende Juni 2024 der Kampf um die „Entity“ entschieden wird. Diese Mission sollte man jedenfalls annehmen.
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    11.07.2023
    13:56 Uhr