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    ist da wer…?

    das schlafmittel wirkt, das nötigste ist eingepackt, schnell noch die überwachungskameras und den alarm deaktivieren – und dann nichts wie weg… dass man/frau einem narzisstischen soziopathen nicht gar so einfach entwischen kann, insbesondere wenn der noch seine eigenen pläne hat, weiß inzwischen jeder. so geht cecilias beziehungstrauma auch nach der flucht noch weiter, der angebliche selbstmord des verlassenen bringt nur kurze erleichterung: dinge passieren, die cecilia bald an ihrem verstand zweifeln lassen…

    wer ähnliches wie gaslight kennt (das haus der lady alquist, 1944), riecht den braten sofort, da muss man nicht die zugrunde liegende geschichte von h.g. wells kennen; man muss auch nicht wissen, dass universal nach dem verunglückten aufguss der mumie (mit tom cruise) einen zweiten anlauf nimmt, das geplante dark universe mit einem weiteren seiner dunklen monster zu bevölkern – nein, dieser invisible man funktioniert über weite strecken als ein eigenständiger, feiner psycho-horrorstreifen mit subtiler spannung und vergleichsweise bescheidenem budget (7 millionen dollar).

    die twists am ende stören (mich) nicht – so einfach dürfen geschichten nicht gestrickt sein, in denen man’s mit psychopathen zu tun bekommt – weitere kritikpunkte (logikfehler, ein ausufernder plot) vielleicht bei mehrmaligem ansehen… grundlegend spannend finde ich die ausgangslage: kein aufatmen, keine sicherheit, eine ständige bedrohung durch etwas, was nicht zu sehen ist, seinen eigenen sinnen nicht trauen zu können – und immer mit dabei die furcht, den verstand zu verlieren.

    fazit: die technologische erklärung für das phänomen der "unsichtbarkeit" macht die geschichte einigermaßen verdaulich, der psychologische horror (das "gaslighting") ist nachvollziehbar und die performance von elizabeth moss, der "dienerin" aus the handmaid’s tale, wie erwartet beachtlich – sie trägt den film.
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    27.09.2020
    23:37 Uhr
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    Elisabeth Moss im Kampf gegen den unsichtbaren Mann

    Exklusiv für Uncut
    1933 wurde H.G. Wells Roman „The Invisible Man“ zum ersten Mal filmisch adaptiert und zwar von niemand Geringerem als Kultregisseur James Whale. Nun, fast 90 Jahre später, wird die Literaturvorlage abermals verfilmt, wenngleich unter komplett anderen Umständen: Anstatt einer rigorosen Nacherzählung von Wells’ Geschichte wurde lediglich die Grundidee des Romans übernommen; und zwar die Angst vor dem unsichtbaren Mann. Elisabeth Moss tritt diesem als willensstarke Cecilia entgegen, die zusätzlich mit den Folgen von häuslicher Gewalt und emotionaler Manipulation zu kämpfen hat. Leigh Whannell, vor allem bekannt als Darsteller und Drehbuchautor von „Saw“, beweist sich nach „Insidious: Chapter 3“ und „Upgrade“ erneut als Regisseur.

    Nachdem Cecilia Kass (Elisabeth Moss) ihren gewalttätigen Freund Adrian Griffin (Oliver Jackson-Cohen) mithilfe ihrer Schwester Alice (Harriet Dyer) heimlich verlässt, kommt sie bei ihrem alten Freund James (Aldis Hodge) und dessen Tochter Sydney (Storm Reid) unter. Dann die schockierende Nachricht: Adrian ist tot, er beging Selbstmord. Doch als Cecilia immer öfter seltsame Vorgänge wahrnimmt, die wirken, als würden sie von unsichtbarer Hand ausgeführt werden, zweifelt sie immer mehr am Tod des Ex-Freundes. Hat Adrian es geschafft, seinen eigenen Tod nur vorzutäuschen? Hat er einen Weg gefunden, sich selbst unsichtbar zu machen? Oder spielt Cecilias Verstand ihr einen Streich?

    „The Invisible Man“ dauert zwar nur knapp zwei Stunden, trotzdem fühlt man sich danach regelrecht erschlagen. Unter anderem liegt das daran, dass man Zeuge einer wahren Auf-und-Ab-Fahrt der Gefühle wird – und das sei nicht nur auf die Handlung bezogen, denn gerade das Drehbuch und der dramaturgische Aufbau erscheinen dahingehend sehr inhomogen. Während es Whannell noch gelingt, gerade in der ersten Hälfte eine wahnsinnig beunruhigende Atmosphäre aufzubauen, wird diese zum Ende hin durch eher bemüht wirkende Actionsequenzen und Plottwists ausgewechselt, was leider nicht sonderlich originell wirkt. Es ist viel eher zu viel des Guten.

    Dass man aber trotzdem noch bis zum Ende mit Cecilia mitfiebert, ist vor allem dem eindrucksvollen Schauspiel seitens Elisabeth Moss zu verdanken, die nach so einigen glorreichen Performances in der vergangenen Zeit – u.a. als ausgebrannter Rockstar in „Her Smell“ oder als Protagonistin der erfolgreichen Hulu-Serie „The Handmaid’s Tale“ – erneut beweist, dass sie zu den eindrucksvollsten SchauspielerInnen ihrer Generation gehört. Ihr Gegenpart, Oliver Jackson-Cohen, den man wahrscheinlich am ehesten aus „Spuk in Hill House“ kennt, verblasst dagegen etwas.

    Dies passt allerdings auch wieder zum Subtext des Films, der sich vor allem auf die weibliche Selbstermächtigung bezieht. Denn die Frauenrolle, die hier gezeigt wird, bricht ganz klar mit dem gängigen Konzept, das oft in Filmen mit der Thematik häuslicher Gewalt zu sehen ist und welches besagt, dass Betroffene in ihrer Opferrolle festgeschrieben sein müssen. Das ist natürlich begrüßenswert, macht aber leider die vielen Logikfehler, die im Laufe der Handlung immer wieder auftauchen, auch nicht gerade besser. Das wirkt dann schnell so, als hätte sich Whannell alles so zurechtgelegt, wie er es gerade braucht. Zu viel nachdenken sollte man also über die sich abspielenden Gegebenheit eher nicht.

    Nichtsdestotrotz handelt es sich bei „The Invisible Man“ um eine moderne Adaption des H.G. Wells Klassikers, der frischen Wind in die bekannte Thematik bringt. Die zweite Hälfte erscheint zwar deutlich schwächer als die erste, Moss brilliert aber dennoch in konstanter Weise. Und Leigh Whannell schafft immerhin teilweise, eine bedrückende Atmosphäre zu kreieren.

    Die Angst vor dem Unsichtbaren. So einfach, aber dennoch so effektiv.
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    28.02.2020
    15:05 Uhr