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64% Bewertung
  • Bewertung

    Feel-Bad-Movie Made in Austria

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Heinrich Senft, ein alter, verbitterter und cholerischer Zeitgenosse lebt alleine in einem kleinen Haus inmitten eines Wiener Schrebergartens. Beim Versuch seinen kürzlich verstorbenen Hund im Garten zu begraben zerbricht seine Spitzhacke und auf dem Weg vom Baumarkt nach Hause erregt er die Aufmerksamkeit eines am Arbeiterstrich erfolglosen jungen Afghanen, der sich beim alten gebrechlichen Mann Arbeit erhofft. Trotz mehrerer Abweisungen lässt der hartnäckige Flüchtling nicht locker und schlussendlich willigt Herr Senft ein, und lässt den Flüchtling das Loch ausheben. Doch es dauert nicht lange bis der fremdenfeindliche Greis und sein hoffnungsvoller Arbeiter aneinandergeraten und sich die Situation unweigerlich verschärft.

    Der Film kontrastiert zwei Außenseiter unserer Gesellschaft – einen alleingelassenen alten Mann der von seiner Pension zehrt mit einem jungen Asylwerber und stellt sie in direktem Kontakt zueinander. Die im vornherein schon schwierige Beziehung zwischen den beiden wird durch scheinbares aufflackern von Hoffnung und Verständnis jäh einem Vorschlaghammer gleich zerschmettert. Dabei sind die getroffenen Entscheidungen der Protagonisten trotz ihrer Verzweiflung und der scheinbaren Ausweglosigkeit nicht immer nachvollziehbar und eskalieren so in Situationen, die einem den Atem stocken lassen. Eine Charakterstudie zweier gescheiterter Existenzen mit teils grober Gewalt und expliziten Darstellungen machen den Film nicht für jedermann verdaulich.

    Gleichzeitig kann der Film auch als Gesellschaftskritik gesehen werden, der einerseits die Armut und die Einsamkeit, das Ausnutzen der Schwächeren und das fehlende Auffangnetz dieser Mitglieder unserer Gesellschaft thematisiert.

    „Nobadi“ ist eine zermürbende Charakterstudie zweier im Kontrast stehender Menschen, die sich in gewissen Dingen sogar ähnlich zu sein scheinen. Wer auf der Suche nach einem Feel-Bad Movie made in Austria sucht, wird hier definitiv fündig. Danach sollte man sich vielleicht leichtere Kost als Nachgang servieren.
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    28.03.2020
    23:01 Uhr
  • Bewertung

    Nobadi zum Beispiel

    Kein Wunder, dass Filme beim Publikum nicht ankommen, bei denen es sich fragt: Was soll das? Was will der damit? Zum Beispiel „Nobadi“ von Karl Markovics. Was immer er damit gewollt hat – mit dem Aneinanderhängen von Unwahrscheinlichkeiten (die widerliche Ausbeutung des hungrigen Flüchtlings, und dann dessen bemühte Versorgung; der so leicht wie unnötig begangene Mord an der Tierärztin, und dann die lächerlich misslungene Beinamputation) und mit deren Anbindung an Aktualitäten, zum Beispiel die Nazis und Afghanistan - die Frage, was das soll, lässt selbst Kritiker vom Fach nach Vermutungen greifen.
    Ja, die Originalnazis werden bald ausgestorben sein, aber ihre Mentalität lebt, und zu der fügt sich wie von selbst, was sie zwar nicht erst erfinden mussten, die Ausbeuterhaltung und der Machbarkeitsglaube.
    Ja, der von Außen nach Afghanistan gebrachte Unfrieden kann nicht enden, so lang außerhalb wie innerhalb damit Einfluss und Gewinn erzielt wird, und Menschen, die an beidem nicht teilhaben, ihr Heil in der Flucht sehen.
    Dass Nazis und Taliban sich wenig unterscheiden, dass die einen, wie die anderen Verbrecher gegen die Menschlichkeit sind, das wusste ich schon vorher.
    Von den lobenswerten Schauspielern hatte es der Österreicher wohl beträchtlich schwerer, den (fast) ganz bösen Alten darzustellen, als der Afghane den (fast) ganz guten Jungen. Überzeugt, wie man so sagt, hat mich „Nobadi“ nur bis der Wurzelstock augegraben ist, „Atmen“ bis zum Ende!
    Es bleiben ein paar zutiefst abstoßende Bilder hängen – ist das ein Verdienst? Ist das ein Grund einen Film zu machen? Ein Grund, ihn anzuschauen?
    17.10.2019
    08:37 Uhr