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    Die kleinen Finger

    Sydney Pollacks Film über die japanische Mafia ist ein Klassiker des Genres mit viel Sensibilität für die fernöstliche Mentalität. Eine genial aufgebaute Spannungspyramide gipfelt in einer finalen Auseinandersetzung mit Ballerei und Samurai. Es wird geschossen und mit dem Schwert gekämpft. Hier ist es bemerkenswert, dass auch liebenswerte Freunde auf der Strecke bleiben. Nicht nur die Bösewichter beißen ins Gras.
    Zuvor bietet der Streifen emotionalen Tiefgang, der sich durch den ganzen Film zieht und mit zur Erhöhung der Spannung beiträgt, neben einem gekonnten Wechsel von längeren, stille Phasen und brutaler Action.
    Was anfangs nur eine Auseinandersetzung ist wegen schief gelaufener Waffengeschäfte und einer damit verbundenen Entführung der Tochter eines Betroffenen (Brian Keith), kommt eine echte menschlich tragische Dimension dazu, als Harry (Robert Mitchum) vermittelnd eingreift. In seiner Vergangenheit hatte er ein Verhältnis mit Eiko (Keiko Kishi). Die Vaterschaft ihrer Tochter bleibt bis nach deren tragischen Tod offen. Ebenso wie Eikos Verhältnis zu ihrem Bruder bzw. Ehemann Ken (Ken Takakura).
    Außerdem treibt der Plot auf eine echt japanische Lösung zu. Es geht um Schuld und Sühne, um Verpflichtung und Dankbarkeit und letztlich sogar um den Schmerz, den man anderen, lieben Menschen zugefügt hat, und sich selber keineswegs erspart. Hier kommen die letzten Gliedmaßen des kleinen Fingers ins Spiel.
    Nach Hochspannung und menschlichem Leid, einem unmöglichen Happy End ist man etwas traurig, fühlt sich aber gut unterhalten, von all den japanischen Imponderabilien.
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    06.09.2018
    11:15 Uhr