Exklusiv für Uncut
„System Error“ von Regisseur Florian Opitz, beschäftigt sich mit einem Thema, zu dem wohl jeder eine Meinung hat. Der Kapitalismus und das stetige Wachstum unserer Gesellschaft liegt im Zentrum dieses Dokumentarfilmes. Durch steigende Bevölkerungszahlen, dem Wunsch nach immer mehr Wohlstand und Materiellem und dem generellen fortschreitenden Vernetzen der gesamten Welt ist Wachstum auch gar nicht mehr wegzudenken. So bringt es Markus Kerber, Cheflobbyist für die deutsche Industrie, schon zu Beginn des Films treffend auf den Punkt:
„Das Wachstum ist vom Verhalten der Menschen nicht zu trennen!“
Das dieser Satz von jemanden aus der Industrie stammt, ist jedoch auch nicht wirklich überraschend. Genau dies ist aber die Grundidee des Films. Opitz liefert keinen Film in dem der Kapitalismus von Grund auf verteufelt wird, sondern lässt zumeist diejenigen Akteure aus den bestimmten Branchen zu Wort kommen, die vom Kapitalismus profitieren. Somit muss sich letztendlich jeder selbst seine Meinung bilden und bekommt nicht eine vorgefertigte vorgesetzt. Der Anspruch des Films liegt deshalb darauf, die Vorgänge des Kapitalismus lediglich nachvollziehbar zu machen. „System Error“ betreibt eben keine gezielte Propaganda, weder für noch gegen das Wachstum.
Die Bandbreite des Films ist dabei ziemlich weit. Vom Aufkommen der industriellen Revolution, über die Entfesselung des Kapitals vor etwa 50 Jahren zu den gegenwärtigen Entwicklungen, wie z.B. das Abholzen des Regenwaldes für die Agrarindustrie und der Hochfrequenzhandel auf den Börsen, sind alles Kapitel, die im Film Platz finden. Ohne Frage sind dies alles spannende Themen, doch wirkt man schnell von der Flut an Informationen überwältigt. Es scheint als würde man von Problem zu Problem geschoben, denn die Antworten und Lösungen bleiben aus, da die Befürworter diese Entwicklungen meist nicht als Probleme betrachten, oder diese einfach ignorieren.
Hier kann Eric Chen, Präsident von Airbus China, als Beispiel gebracht werden. Auf den Markt von China und dessen Wachstum angesprochen kommt dieser scheinbar aus dem Schwelgen von Zahlen und Fakten gar nicht mehr heraus. Als er aber mit den Problemen wie z.B. Staus auf den Straßen und Smog in den Städten konfrontiert wird, schiebt er diese beiseite indem er beteuert dies bereite zwar einiges Kopfzerbrechen, müsse aber in Kauf genommen werden, bei den enormen Vorteilen die Wachstum mit sich bringt.
Schlussendlich ist „System Error“ ein informativer Dokumentarfilm, der einem erfreulicherweise wieder einmal keine bestimmte Meinung aufzwingen will, dafür aber an manchen Stellen etwas verloren wirkt. Zitate von Marx und einige wenige Kommentare des Regisseurs aus dem Off stacheln aber immer wieder zum Denken an und zum Denken hat man nach diesem Film genug, aufgrund der großen Anzahl von Protagonisten und der Flut an Information, die eine Ära des Kapitalismus versucht abzudecken.
