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85% Bewertung
  • "Cut!"

    Bei Shirin Neshats neuestem Werk handelt es sich um einen eher ungewöhnlichen Film, da er einen Film im Film enthält. Dadurch entstehen zwei Erzählebenen: 1) die Handlung des Films mit Mitra als Protagonistin und 2) der Film im Film über Oum Kulthum. Die Übergänge zwischen den beiden Ebenen sind teils nahtlos und unsichtbar, teils werden sie sehr stark mit Ausrufen wie "Cut!" oder dem Zeigen der Filmkamera gesetzt. Dadurch entstehen illusionsdurchbrechende Momente, in denen man sich kurzfristig aus dem Fluss des Films gerissen fühlt. Doch man taucht bald wieder in die farbenfrohe Welt von Mitra und Oum Kulthum ein. Die Reflexion des Mediums Film und des Filmeschaffens bereichert das Werk und verleiht ihm eine besondere Tiefe.
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    20.03.2018
    10:56 Uhr
  • Bewertung

    Ein Film in einem Film – von Frau zu Frau zu Frau

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Bei der Österreichpremiere von „Looking for Oum Kulthum“ ist die inspirierende Exil-Iranerin und Regisseurin Shirin Neshat dabei, und gibt im Gespräch mit dem Publikum ehrliche Antworten. So berichtet Neshat von einer regelrechten Obsession mit starken Frauen in ihren Arbeiten, die sie vor Allem in diesem Film versuchte persönlich zu verarbeiten – wodurch dieser zu einem herausfordernden Projekt von sechs Jahren ausartete.

    Oum Kulthum, Ägypterin, Sängerin, ein Idol des 20. Jahrhunderts der arabischen Welt, eine mystifizierte, unantastbare Persönlichkeit hat es der jungen Regisseurin Mitra (sowie auch der Regisseurin Neshat) angetan. Die Iranerin Mitra ist überzeugt davon einen Film über Oum Kulthum zu drehen und geht an ihre absoluten Grenzen, während sie versucht sich mit ihrer Rolle als Mutter und Frau in einer männerdominierten Welt zurecht zu finden.

    Es verfließen von Anfang an nicht nur ständig die Grenzen zwischen Traum und Realität, sondern auch die Grenzen der weiblichen Persönlichkeiten. So identifiziert sich Mitra immer mehr mit Oum Kulthum, und auch die offensichtlichen Überschneidungen zwischen den Biographien der Regisseurin Neshat und Mitra nehmen Überhand - Neshat spricht von ihren persönlichen Schuldgefühlen als sich unzureichend fühlende Mutter und Karrierefrau, von ihrer Beziehung zur verlassenen Heimat, von Feminismus, Geschichte und Kunst.

    Von der ersten Minute an ein Film, der mich in einen Sog manövriert, nicht zuletzt aufgrund beeindruckender musikalischer Leistungen und wahnsinnigen Bildern. Die Traumbilder strahlen dabei eine unglaubliche Ästhetik aus, während sie doch auch alle etwas Bedrohliches beeinhalten. Sie waren laut Neshat für Sie der einzige Weg um die Binarität von Emotion und soziopolitisch und geschichtlich relevanten Themen zu vereinbaren.

    Ein Traum für Freund*Innen des Feminismus, der Musik, und des poetischen Kinos.
    Übrigens: aktuell zeigt Neshat in Graz bis Ende April ihre Ausstellung „Frauen in Gesellschaft“ in der Neuen Gallerie im Joanneumsviertel und parallel auch ihren ersten Spielfilm „Women without Men“ (2009).
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    15.03.2018
    08:49 Uhr