Forum zu Kajarya

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    \"Ich war nur der Henker...\"

    Die junge Journalistin Meera wird für eine Reportage über die Mondzeremonie zu Ehren der Göttin Kali in ein abgelegenes indisches Dorf geschickt. Dort begegnen ihr die Einwohner mit Skepsis und Misstrauen, denn Fremde sind absolut nicht erwünscht. Vor allem der Priester Banwari will die Reporterin so schnell wie möglich aus dem Dorf haben. Warum? Meera bleibt hartnäckig und kommt hinter ein schreckliches Geheimnis: Hunderte neugeborene Mädchen werden zu Kajarya – eine Frau, die die Personifikation der Göttin Kali sein soll – gebracht, die diese dann tötet.

    Der Film beginnt schon sehr dramatisch: wir sehen wie sich die Dorfgemeinschaft um Kajarya und Banwari versammeln, wie Kajarya die „Göttin“ in ihr heraufbeschwört und wie ihr anschließend ein Baby-Mädchen in den Schoß gelegt wird. Um dieses „Ritual“ wird ein großes Geheimnis gemacht, als Meera in das Dorf kommt. Keiner der Einwohner will mit ihr reden, weil sie zu große Angst vor Banwari haben. Als die Journalistin jedoch hinter das Verbrechen kommt, verwandelt sich der Film von einer Mysterie zu einem packenden Thriller. Meeras Devise lautet: Die Mädchenopferung muss aufhören!

    Sobald ein Mädchen in diesem Dorf geboren wird, wird diese zu Kajarya gebracht, um getötet zu werden. Denn Mädchen können die Blutlinie nicht aufrechterhalten, nur Jungen können das. Für Meera ist ganz klar wer hier der Übeltäter ist, nämlich Kajarya die Mörderin. Aber nicht alles ist Schwarz-Weiß, man kann nicht einfach so in Gut-Böse unterteilen. Dieser Film zeigt auch die Geschichte von Kajarya, dass sie auch ein Opfer der Umstände ist und nicht abgrundtief böse. Natürlich, sie hat Schreckliches getan und dafür muss sie auch zur Rechenschaft gezogen werden, aber sie alleine zu verurteilen wäre nicht gerecht. Zu diesem kranken Ritual gehören alle dazu: der Priester und die Dorfgemeinschaft. In einem Gespräch Angesicht zu Angesicht erzählt Kajarya Meera die traurige Wahrheit „I was just the hangman. These babies were sentenced to death by their parents.“

    Regisseurin Madhureeta Anand hat mit diesem Film ein sehr ausdrucksstarkes Werk geschaffen. Trotz strenger Gesetze gehört die Mädchenopferung in Indien immer noch zum grausamen Alltag. Im anschließenden Publikumsgespräch hat sie sehr treffend gesagt: „It’s hard to be a woman in India and not wanting to make this film.“ „Kajarya“ lässt einen wirklich nicht los, man denkt noch Tage später über diesen Film nach.
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    13.08.2016
    00:45 Uhr