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    Was würdest du für die Liebe tun?

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2016
    Die wirtschaftliche Situation Polens ändert sich umgehend nach dem Mauerfall: es gibt westdeutsche Devisen im Land, die Schulen werden „Solidarnośc“ genannt, jeder Haushalt hat Zugriff auf Pornovideos und das Fernsehen zeigt wiederholt den Prozess gegen den rumänischen Diktator Ceausescu. Doch die Bevölkerung scheint von all dem gar nichts mitzubekommen. Sie sind mit ihren privaten Problemen beschäftigt: Eine Ehe neigt sich dem Ende zu, als sich Agata (Julia Kijowska) in einen Priester verliebt, Iza (Magdalena Cielecka) wird verrückt, nachdem sie von ihrer Affäre verlassen wird und die senile alte Frau Renata (Dorota Kolak) versucht verzweifelt eine Beziehung zu ihrer jungen Nachbarin Marzena (Marta Nieradkiewicz) aufzubauen.

    Der Film greift eine sehr interessante Thematik auf, nämlich wie besessen Menschen mit anderen Menschen sind, was Einsamkeit aus einem machen kann und wie notwendig es eigentlich ist, andere Leute um einen herum zu haben.

    Agata hat keine Gefühle mehr für ihren Ehemann, stattdessen hat sie sich in einen Priester verliebt, wohlwissend, dass daraus niemals etwas werden kann. Ihre Figur zeigt wunderbar, wie unverständlich Liebe eigentlich ist, dass man sich nicht aussuchen kann in wen man sich verliebt, sondern, dass es einfach so passiert. Ganz gleich, ob diese Gefühle jemals zu etwas führen werden oder nicht. Ich glaube, mit solch einer Situation können sich viele identifizieren.

    Renata ist ein sehr possessiver Charakter, der es um jeden Preis vermeiden will, alleine zu sein. Da fehlende menschliche Gesellschaft wird durch dutzende von Vögel in ihrer Wohnung ersetzt. Um nicht ganz zu vereinsamen, versucht sie mit Lügen und kleinen Tricks ihre junge Nachbarin zur Freundin zu machen, was ihr auch gelingt. Diese Figur beschreibt sehr überzeugend, was Einsamkeit aus einem Menschen machen kann und wie wichtig Gesellschaft eigentlich ist.

    Iza war zwar der Charakter, den ich am wenigsten gemocht habe, aber dafür eine sehr realistische Figur. Sie dreht nämlich total durch, nachdem sie von einem Mann mit dem sie eine Affäre hat verlassen wird und tut wirklich alles dafür, um ihn wieder für sich zu gewinnen. Sei es nun seine Tochter im Fluss beinahe ertrinken zu lassen und mit einem Minderjährigen zu schlafen. Ihre Figur stellt die zerstörerische Wirkung der Liebe dar. Was mit einem passiert, wenn man von seinem Geliebten verlassen wird und wie wenig bereit man ist, einfach los zu lassen.

    Höchstwahrscheinlich wurden die Figuren so geschrieben, damit ihre Persönlichkeiten unsympathisch hinüberkamen und für mich hat das recht gut funktioniert. Dadurch hatten sie etwas Echtes und Glaubwürdiges an sich. Was mich aber extrem gestört hat, war die repetitive Handlung der Geschichte. Nach einer halben Stunde weiß man schon genau, worum es gehen wird und ab da kommt auch nicht mehr viel Überraschendes hinzu.
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    27.02.2016
    20:55 Uhr