Forum zu Jack

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5 Bewertungen
51% Bewertung
  • Bewertung

    Unzugänglich und schablonenhaft

    Ich war ziemlich enttäuscht von "Jack". Der Charakter von Unterweger bleibt durchgehend unzugänglich und ehrlich gesagt auch nicht sonderlich interessant. Schon nach den ersten zehn Minuten dachte ich mir, dass jetzt nicht einen ganzen Film mit diesem Idioten verbringen will... naja. Johannes Krisch hat die ganze Zeit das selbe Pokerface auf und verliert sich in ewig gleichen Posen, die nichts, aber auch gar nichts über den Menschen Jack verraten. Zudem wird die angeblich so faszinierende Seite des Frauenschwarms überhaupt nicht hergezeigt und erschließt sich somit gar nicht.

    Wie schon meine Vorredner habe ich auch die lieblos-ungeschickte Setzung ins 90er Setting bemerkt, wo ein Haufen Fehler passiert sind. Dagegen setzt die echt gute Musik von Naked Lunch, die mehr Stimmung macht als alle Bilder zusammen.

    Schauspielerisch ist "Jack" ebenfalls ein Flop. Minichmayr spielt im Halbschlaf, Harfouch genauso, die beiden Kriminalbeamten tun echt weh. Die hölzernen Dialoge tun aber auch niemandem einen Gefallen, da wäre mehr Natürlichkeit wünschenswert gewesen. Einzig der immer charismatische Paulus Manker und die sehr authentisch wirkende Sarah Viktoria Frick bringen da etwas Leben in die Bude, sind dafür aber auf sehr kleine Rollen angewiesen...

    Alles in allem leider weitaus unter den Möglichkeiten. Mehr Meditation als Porträt und als solche nicht besonders gelungen.
    lex217_0d8e49e998.jpg
    25.09.2015
    09:02 Uhr
  • Bewertung

    Sex, Zigaretten und Naked Lunch

    Jack Unterweger und die Morde an mehreren Prostituieren weckt auch 20 Jahre danach noch immer das Interesse und bietet noch immer Platz für so manche Spekulation.

    Bei Jack wird bedauerlicherweise nur wenig richtig gemacht. Angefangen, bei der Darstellung von Jack Unterweger. Johannes Krisch spielt zwar an sich gut, jedoch wird nur seine aggressive Seite beleuchtet, bzw. jene in der er sich versucht als Unschuldig darzustellen. Der manipulative Jack Unterweger, der in der Wiener Society lebte und so machen Frauen, aber auch Männern, den Kopf verdrehte, wird komplett ignoriert. Des Weiteren ist die gesamte Darstellung des Settings sehr schlecht. Der Film spielt Anfang der 90er Jahre, dennoch sieht man immer wieder moderne Autos oder silberne Polizei Autos, Flugblätter von Geschäften, die es damals noch nicht gab, bis hin zu Windows 7 Rechnern im Hintergrund oder auch Digitalkameras. Mir ist durchaus bewusst, dass der Film kein Millionen Budget wie eine Hollywood Produktion hatte, um sich mal kurz einen ganzen Straßenzug zu sperren und mit authentischen Autos zu füllen, man hätte aber sicherlich mehr Sorgfalt walten lassen können. Um dem Film ein 90er Jahre Flair zu geben wird in nahezu jeder Szene geraucht. Dass dies damals durchaus Usus war und Nichtraucher Gesetze noch nicht wirklich vorhanden waren, ist keine Frage, jedoch wirken die Raucheskapaden sehr gezwungen, nur um dem Zuseher, dass Gefühl der 90er zu vermitteln. Die hätte man sicherlich mit einer besseren Garderoben Wahl schon erzielen können. Die Rolle von Marlies Haum, gespielt von Birgit Minichmayr wirkt farblos und selbst Minichmayr wirkt nicht sonderlich angestrengt, ihrem Charakter mehr Tiefe zu geben. Gespart wird auch beim Sex nicht. Dieser ist zwar überraschend "natürlich" dargestellt, ob damit aber nicht auch ein wenig übers Ziel hinausgeschossen wird, muss man selber beurteilen.

    Getragen wird der Film von der Musik der Kärntner Band Naked Lunch, die gerade um die Zeit der Unterweger Skandale ihre Anfänge hatten. Ihre melancholische Musik verstärken das Bild, des Soziopathen und die Tristheit manche Szenen.
    Jack bleibt größtenteils neutral und versucht den Menschen Unterweger zu beleuchten. Hierfür wird auch kurz seine Mutter eingebunden, die versucht anhand ihrer und seiner Kindheit eine Entschuldigung zu finden. Gegen Ende überwiegt jedoch ein Unterweger, der scheinbar Opfer eines Justizskandals wurde und sicherlich keine Prostituierten getötet hat. Diese Darstellung finde ich, vom aktuellen Wissenstand der Justiz nicht mehr gerechtfertigt.

    Jack hätte Potential gehabt, verliert sich jedoch leider in der Darstellung eines Unterwegers, den es so wahrscheinlich nicht gab.
    sanasani_81677de759.jpg
    13.09.2015
    23:08 Uhr
  • Bewertung

    Inkonsequenz

    Jack Unterweger, der Paradehäftling, der resozialisiert wurde und in seiner Zeit im Gefängnis zum Poeten wurde. Es folgt eine vorzeitige Entlassung, nach 15 Jahren kommt er frei. Eingesperrt wurde er für den Mord an einer jungen Frau, lebenslang war das Strafausmaß. Im Gefängnis wird er Schriftsteller, schreibt Gedichte, Prosa und seine Lebensgeschichte nieder, wieder in Freiheit inszeniert er sich selbst.
    Es dauert aber nicht lange, bis er mit Frauenmorden in Verbindung gebracht wird, mehrere Prostituierte werden vermisst oder tot aufgefunden, an Orten, die er besucht hat - Wien, Prag, Dornbirn, LA. Die Polizei zieht ihre Kreise immer enger um Unterweger.

    Elisabeth Scharang porträtiert Unterweger als Menschen und lässt die Komponente des (Serien-)Mörders eher außen vor. Der Mord, der ihn hinter Gitter brachte wird gleich am Anfang thematisiert, er bildet die Vorgeschichte. Der größte Teil des Films handelt zwischen der Freilassung und dem Suzid Unterwegers und wie sich sein Leben in Freiheit gestaltet.

    Scharang arbeitet mit mehreren Komponenten, wovon die Musik für mich die stärkste ist, welche von Naked Lunch für den Film produziert wurde. Sie stellt meiner Meinung nach den roten Faden dar. Der Film ist leider durchgehen inkonsequent. Auch wenn man von einem limitierten Budget ausgehen muss, ist es meiner Meinung nach trotzdem notwendig der Zeitperiode gerecht zu werden, in der die Handlung spielt. Straßen mit modernen Autos (aktuelle Modelle der österr. Polizei oder von Mini) haben dabei genauso wenig verloren wie moderne Kühlschränke, Netzwerkbüchsen, Schnurlostelefone oder Penny und Bipa Postwurfsendungen.
    Mit idyllischen Wildtiermotiven wird versucht die Handlung zu unterbrechen, sie stehen vermutlich für die vermeindlichen Morde. Während des Films ist es aber kaum verständlich, da dieser mal hier, mal dort ist. Ist man nicht mit der Materie vertraut, fällt es schwer der Handlung zu folgen, beziehungsweise zu erkennen, wie viel Zeit zwischen den Szenen vergangen ist.
    Unnötig sind auch die Versuche, die dem Zuseher von 2015 erklären, warum im Jahr 1990 etwas anders ist ("DNA-Untersuchungen" sind noch nicht ausgereift genug" etc.).

    Schauspielerisch zeichnen sich für mich keine Glanzlichter ab. Johannes Krisch ist durchaus kompetent in der Rolle des Jack, porträtiert ihn aber zu derb und roh und wirkt aus mich eher abstoßend - was ja vermutlich durchaus erwünscht ist. Enttäuschend waren sowohl Corinna Harfouch als auch Birgit Minichmayr.

    Leider konnte mich "Jack" nicht überzeugen. Ich bin zu jung um seine Geschichte "live" miterlebt zu haben und habe mich im Vorhinein nicht mit Unterweger auseinandergesetzt. Erst nach kurzer Recherche wurde mir bewusst, dass einige fiktive Elemente im Film vorkommen. Abgesehen davon wird dem Zuseher Jack Unterweger nicht wirklich näher gebracht - weder aus biographischer noch aus künstlerischer Sicht.
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    13.09.2015
    21:42 Uhr
  • Bewertung

    Jack

    Der neue Film von Elisabeth Scharang " Jack " in dem es um das Leben des Frauenmörders Jack Unterweger geht, fällt vor allem durch seine relativ neutrale Behandlung der Schuldfrage um Jack auf,die im Film auch nicht gelöst wird . Der Film konzentriert sich kaum auf die Motive von Unterweger sondern eher um die Umstände seines Lebens nach der Freilassung und seinen Aufstieg in die Wiener Schickeria und ist somit keineswegs ein typischer Kriminalfilm. Johannes Krisch' Schauspielleistung ist durchaus gut ,allerdings fehlt dem Charakter des Jack Unterweger im Film das charismatisch -überzeugende durch das der echte Jack Unterweger bekannt geworden war. Viel mehr wird er im Film als sehr ruhiger zurückhaltender Mensch gezeigt , wodurch sein manipulativ-überzeugendes Wesen schwer zu erklären ist . Alles in allem ist der Film durchaus unterhaltend und sehenswert , geht jedoch zu wenig in die Tiefe und auch die Liebesgeschichte zwischen Jack und seiner Geliebten wirkt etwas flach .
    img_20211124_211334_170_479b6b0698.jpg
    13.09.2015
    16:18 Uhr