1 Eintrag
2 Bewertungen
67.5% Bewertung
  • Bewertung

    als cinderella noch aschenputtel hieß

    (und man hierzulande noch fast drei jahre lang auf den release warten musste...)

    den ersten cartoon zu cinderella gab es bereits 1922, erste drehbücher stammen aus den 1930ern – doch die verfilmung von aschenputtel wurde erst 1948 beschlossen:
    der große erfolg von schneewittchen und die sieben zwerge lag schon über zehn jahre zurück, spätere produktionen wie pinocchio, fantasia und dumbo, der fliegende elefant fuhren größtenteils verluste ein. bambi, 1942 gedreht, war der letzte abendfüllende zeichentrickfilm, danach folgten propagandafilme für den staat und kurze zeichentrickstreifen, die zu abendfüllender länge zusammengefasst wurden – nach dem ende von WWII mit über 4 millionen dollar in der kreide (mit dem krieg waren auch finanzkräftige ausländische absatzmärkte weggebrochen), musste ein neuer kassenschlager her, um das finanzielle überleben der zeichentrick-abteilung zu sichern. am ehesten war dies wohl wieder mit einem "mädchen in not" zu bewerkstelligen...

    aschenputtel – oder, wie in der modernisierten einführung erklärt, nunmehr "cinderella" – hält sich ähnlich wie schneewittchen nur sehr frei an die märchenvorlage (nach einer adaption von charles perrot); am farb- und konzeptdesign arbeiteten wieder disneys “nine old men“ mit, die bereits für schneewittchen verantwortlich waren und den typischen disney-stil maßgeblich beeinflussten. um produktionskosten zu sparen, wurde diesmal aber fast die gesamte geschichte mit schauspielern gedreht, die aufnahmen auf zeichenpapierformat vergrößert und über diese vorlage die zeichnungen erstellt. aschenputtel, die böse stiefmutter und der prinz wirken somit ausgesprochen realistisch – die stiefschwestern und domestiken sind im herkömmlichen cartoonstil gezeichnet, und bei den vielen vöglein, mäuschen, dem fiesen kater lucifer und dem verschlafenen hund durften sich die zeichner ohnehin so richtig austoben...

    aber nicht nur die einbeziehung von realfilmsequenzen war für disney zukunftsweisend, erstmals wurden für die lieder erfahrene hitschreiber engagiert und, um das vermarktungspotenzial voll auszuschöpfen, ein eigener musikverlag gegründet. wiederum eine riskante entscheidung, wie damals bei schneewittchen – doch die produktionskosten von 2,8 millionen dollar (heute etwa das zehnfache) konnten durch kinoeinnahmen, plattenverkäufe und merchandisingerlöse mehrfach eingespielt werden. disney hatte damit genug kapital, um realfilme zu produzieren, einen eigenen verleih aufzubauen, ins TV-geschäft einzusteigen und mit dem bau von disneyland zu beginnen.

    fazit: aschenputtel – oder in der neuaufgelegten fassung “cinderella“ – überzeugt mit wunderbar animierten bildern, eingängigen songs und szenen, die bereits zu klassikern der (zeichentrick)filmgeschichte geworden sind: etwa die verwandlung des kürbis in die märchenkutsche, inklusive guter fee und "bibbidi-bobbidi-boo"-zauber, oder die szene, in der die vöglein und mäuschen cinderellas erstes ballkleid anfertigen. weniger kitschig als schneewittchen (und kindgerechter) – und mit einem charme, den ich bei der branagh-realverfilmung vermisse.
    r2pi_f4e09adb6c.jpg
    27.03.2015
    05:51 Uhr