Verwundete Erde

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Forumseintrag zu „Verwundete Erde“ von 8martin

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8martin (13.01.2015 19:58) Bewertung
Heimat als Magnet
Realistische Darstellung der Lebensverhältnisse in Tschernobyl 1986 und heute. Der Unfall im Reaktor traf die Menschen mitten in ihrem Alltag. Hier eine Hochzeit. Anya (Olga Kurylenko) wird ihren Mann nicht wiedersehen. Zehn Jahre später ist sie Fremdenführerin vor Ort in der ‘Zone‘. Eine makabre Kulisse. Touristen in Schutzanzügen, schwarzer Regen, zurückkehrende Siedler, sogenannte Kolonialisten, eine Geisterstadt. Das sind eindrucksvolle Bilder. Für die dort Lebenden wie Anya stellt sich die Frage ‘Kommt man von der Heimat los?‘ Sie lernt einen Franzosen kennen, erwägt Hochzeit in Odessa, Leben in Paris.
Daneben gibt es noch andere kleinere Handlungsstränge mit Schülermobbing über Verstrahlte, wirr umherstreifende Entwurzelte und ein Gedenkmarsch für die Helden von Tschernobyl. Die Menschen versuchen zu verdrängen und zu überleben. Anya gehen die Haare aus, sie trägt eine weiße Perücke.
Doch so in dieser tristen Umgebung will uns Regisseurin Michale Boganim nicht allein lassen. Getreu einer Maxime des russischen Kinos hüllt sie den grauslichen Inhalt in ein lyrisches Päckchen als Rahmen mit blühendem Apfelbäumchen und Sonnenschein. So wird das ganze etwas aufgehübscht. Tut gut, hilft aber nicht. Und der Titel meint doch wohl eher die Bewohner der Ukraine und nicht nur den Erdboden. Denn diese Menschen sind an Leib und Seele ‘verwundet‘. Auch wenn den Touristen weißgemacht wird ‘die Strahlung ist unbedeutend, man fühlt sie nicht und man sieht sie ja auch nicht‘. Die Kritik hätte deutlicher ausfallen können. So bleibt nur der optische Eindruck an der Oberfläche hängen.
 
 

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