Saving Mr. Banks

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Forumseintrag zu „Saving Mr. Banks“ von r2pi


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r2pi (06.04.2015 22:21) Bewertung
die schatten der väter
mr. disney (tom hanks) hat's versprochen – und ein vater hält was er verspricht, dazu sind väter da: er wird, nein, er muss mary poppins, die lieblingsgeschichte seiner töchter verfilmen, koste es was es wolle. p.l. travers (emma thompson), die gestrenge autorin, kann dem kitsch und zuckerguss der disney-animationen nicht das geringste abgewinnen und fürchtet (zu recht), dass ihre geschichten nicht mehr wiederzuerkennen sein werden – doch finanzielle sorgen lassen ihr keine andere wahl als auf disneys werben und drängen einzugehen. saving mr. banks lässt die wochen der persönlichen verhandlungen nachempfinden: ein zähes ringen um farben, animationen, songs und charakterzüge der filmhelden beginnt, allen voran um die (für disneys geschmack) allzu kühle und rigide titelheldin und den familienvater mr. banks, der sein leben streng nach zeitplan und beruflichen anforderungen ausrichtet – und dabei auf die bedürfnisse seiner kinder nach phantasie und spaß vergisst.

der kulturkampf zwischen der puristischen autorin und dem machtbewussten konzernchef ergibt dabei einige lustige momente: der angewiderte ausdruck angesichts der allgegenwärtigen plüschmäuse und während der führung durch das ökonomisch straff durchorganisierte disneyland spricht bände – wirkliche kritik an der konzernpolitik darf man von einem haus-eigenen propagandastreifen aber natürlich nicht erwarten, wie auch walts zweifelhafter charakter (etwa als tyrann und frauenverächter) hier keinen platz hat.

von besonderem interesse ist der mühsame produktionsprozess an sich (mary-poppins-kenner werden an den wohlbekannten songs ihre freude haben), häufige flashbacks in die traumatische kindheit der autorin sollen die ursprünge ihrer reserviertheit und strenge verständlich machen: ein manischer phantasiebegabter daddy (fehlbesetzt: colin farrell), der mit tagträumereien zwar den idealen spielgefährten für die kleine tochter abgibt, als verantwortungsbewusstes elternteil aber völlig versagt und letztlich im suff verfällt. doch auch der gegensätzliche charakter walts mit seinem faible für eskapismus und zuckerguss wird auf das gestrenge väterliche vorbild und die restriktive erziehung zurückgeführt – so wie moralischer halt und strenge nüchternheit rettung für p.l. travers und ihren vater gewesen wäre, sind disneys geschichten für ihn rettung vor einer zu rauen wirklichkeit. das mag eine allzu simplistische erklärung sein – aber das verstehen der emotionalen barrieren der verhandlungspartner führt immerhin zu einem glücklichen ausgang für mr. banks: er darf am ende mit seinen kindern drachen steigen lassen...

fazit: weder ein biopic von p.l. travers noch von walt disney – dafür fehlt es an faktizität wie auch an wahrhaftigkeit der charakterzeichnung; aber für alle, die mit mary poppins groß geworden sind, ein interessanter einblick in den schaffensprozess und in das dahinter liegende drama.
 
 

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