Die Invasion der Barbaren

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Forumseintrag zu „Die Invasion der Barbaren“ von Jetmir Krasnici


Jetmir Krasnici (19.03.2004 12:00) Bewertung
Ein Mann wartet auf den Tod
Ein Mann und politisch Linksorientierter wartet auf den Tod. Er kann es sich nicht aussuchen, sein Wille zu leben ist größer denn je, doch das Leben hat nun mal ein Ende. Sein Sohn ist das Gegenteil des ehemaligen Geschichteprofessors, denn er verdient seinen Lebensunterhalt als Treasury-Manager in der Vermittlung von Öl-Swaps. Gegensätzlicher können Vater und Sohn kaum sein, aber eines verbindet alle Besucher im Krankenhaus, der drohende Abschied! Das Abschiednehmen kann aber auch zu einem Fest werden. Freunde, Geliebte, Studenten, die Tochter, die Ehefrau und der sich aufopfernde Sohn, grandios dargestellt von Stéphane Rousseau, sind in den letzten Tagen und Wochen des erfüllten, mit leichten Selbstzweifel geplagten Lebemanns (Rémy Girard) nicht nur physisch da, sie alle gemeinsam zelebrieren ein Fest, ein Fest zu Lebzeiten des Freundes und Vaters.

Selten hat man das Gefühl das wahre Leben auf der Leinwand wiederzuerkennen. Denys Arcand, verantwortlich für die Regie und das beste Drehbuch seit langem, schafft es den Zuschauer in die Handlung zu integrieren. Ein bekanntes Gefühl erlebt man mit den eigenen Erinnerungen und Gedanken zum Thema. Jeder von uns wird sich fragen, wann der Zeitpunkt des Todes naht und wie man darauf reagieren wird. Wird man sich die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen? Gibt es noch etwas, was man noch unbedingt machen möchte? Erinnert man sich nur der schönen Momente des Lebens? Was kann man gegen bürokratische Hürden und politische Inkorrektheit unternehmen? Wie überzeugt man die Verwaltungsdirektorin bzw. die Gewerkschaft von einem eigenen privaten Krankenzimmer innerhalb des Krankenhauses?

Eine gewaltige Portion Gesellschaftszynismus mit Verstand und Humor ist „Die Invasion der Barbaren“. Laut Arcand wird eine Zivilisation von Barbaren jeglicher Art heimgesucht, wenn sie zerfällt. Bush and his friend Silvio als amerikanisch-italienische Conans? Fragt sich nur, welcher Teil damit gemeint ist – wirklich the Barbarians oder doch the Destroyers? Der Film ist mehr als nur eine Zwischenbilanz und gegenwärtige Satire, er ist im Moment die einzig wahre Rettung im allgemeinen Kinomüll und der intelligenteste Beitrag des jungen Kinojahres 2004! Wenn möglich unbedingt die Originalversion anschauen.
 
 

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