Curling

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Forumseintrag zu „Curling“ von peter whitehead

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peter whitehead (03.11.2010 17:29) Bewertung
Curling

Wie geht man mit einem Film um, der viele Fragen aufwirft, aber kaum welche beantwortet?
Anhand von Denis Côtés „Curling“ könnte jeder für sich diese Frage beantworten.

Die Geschichte ist im tiefwinterlichen kanadischen Québec angesiedelt. In einem Vorort führt Jean-Francois mit seiner 12-jährigen Tochter Julyvonne ein extrem zurückgezogenes Leben. Wie man später erfahren wird, ist die Mutter im Gefängnis. Der Vater lässt seine Tochter nicht zur Schule gehen, seine Erfolge als Lehrer sind diesbezüglich sehr endenwollend. Jean- Francois arbeitet als Reinigungskraft in einem Motel und in einer Bowlinghalle.

Die Kälte des kanadischen Winters spiegelt sich auch in diesen beiden Charakteren wider. Schwer nachvollziehbar, warum der Vater einen auf der Straße überfahrenen Buben nicht ins Krankenhaus bringt, sondern bei sich zuhause versteckt. Regisseur Côté wird beim Publikumsgespräch nach der Vorführung sagen, dass Jean-Francois aus Misstrauen gegenüber der Welt keine Spuren hinterlassen will. Er vertraut niemandem, warum also Ärzten? Dieses Unbehagen der Welt gegenüber drückt sich auch in seiner Tochter aus. Beim Spielen im Wald hinter dem Haus findet Julyvonne mehrere im Schnee gefrorene Leichen. Sie wird dieses Geheimnis für sich behalten. Auch dem Vater sagt sie es nicht, warum auch …
Sowas wie Interesse zeigt Jean-Francois nur für Curling, einen Teamsport, den der Einzelgänger trotzdem faszinierend findet.

Beim Festival in Locarno wurde Côté 2010 für die beste Regie ausgezeichnet. Und nicht dafür, Fragen zu beantworten. Was wird also aus dem scheuen Vater und seiner kleinen Tochter??? Seht selbst, in diesem kalten, scheuen Winterfilm!
 
 

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