Contagion

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Josko (19.10.2011 17:49) Bewertung
Contagion

„Contagion“ ist nicht der typische Seuchenfilm. Hier verwandeln sich die infizierten Personen nicht in Zombies oder ähnliches. Der Virus bringt die Menschen schlicht und ergreifend um.
Die Seuche wird nicht dazu verwendet, um im Film von etwas Anderem zu erzählen. Es geht um eine Pandemie in einem realistischen Ausmaß, wobei jede Sekunde des Filmes nach „Das könnte wirklich so passieren!“ schreit.

So inszeniert Steven Soderbergh seinen Film episodenhaft, wobei die einzelnen Handlungen an den verschiedenen Orten einander bedingen. Nicht nur diese Tatsache erinnert an den Soderberghs Film „Traffic“ aus dem Jahre 2000. Mit diesem wurde Drogenhandel bis hin zum Konsum und seine Bekämpfung möglichst realitätsnah dargestellt. „Contagion“ wirkt so, als wolle er selbiges für einen Virus (also seine Entstehung, Weiterverbreitung und Auswirkung) darstellen. Und dies gelingt ihm auch gar nicht so schlecht.

Anders als bei „Traffic“ können die Handlungsebenen von „Contagion“ nicht auf eine exakte Anzahl definiert werden. So eröffnet der Film anfangs einige Handlungsstränge, die sich im Laufe des Films allerdings – wie ein Virus – ausbreiten, aufteilen und – oft dann wenn ein Protagonist stirbt – irgendwann enden.
Somit ist es auch schwierig einen der wohlgemerkt sehr guten Schauspieler des Films (darunter: Matt Damon, Jude Law, Lawrence Fishburne, Gwyneth Paltrow, Kate Winslet, Marion Cotillard) als Hauptdarsteller zu bestimmen. Und das ist auch die größte Schwäche des Films. Ohne die guten Darstellungen könnte man sich als Zuschauer kaum in einen der vielen Protagonisten einfühlen und mit ihnen fällt es einem trotzdem noch schwer.

Der Film erklärt nicht nur den Virus als gefährlich, sondern auch, wie die Menschen mit dem Wissen über die ansteckende und tödliche Krankheit umgehen. So verschlimmern Gewalttaten die Situation. Die Informationen die im Fernsehen ausgestrahlt werden, werden wiederum von Internetblogs in Frage gestellt. Der Film gibt keine Antwort darauf, wer denn nun Recht oder Unrecht hat, denn die Medien „von unten“ können genauso manipulativ sein wie jene, die unter der Kontrolle der Regierung stehen. „Contagion“ zeigt, dass menschliches Panik – die sich noch schneller ausbreitet als ein Virus – in einer von außen herangetragenen Krisensituation, genauso gefährlich sein kann, wie der Auslöser der Krise selbst.

Wie so oft versucht Steven Soderbergh (der wie hier zumeist sein eigener Director of Cinematography ist) die Kamera interessant und experimentell in Szene zu setzen. Besonders jene schnellen Sequenzen, die die direkte Übertragung der Viren, von Person zu Person zeigen, sind inhaltlich, als auch visuell sehenswert. Auch das oftmalige Spiel mit der Tiefenschärfe lässt den visuellen Stil des Films nicht im Einheitsbrei vieler Hollywoodproduktionen untergehen.

Fazit: Realismus ist bei „Contagion“ groß geschrieben, umso mehr scheut man sich als Publikum nach dem Film vor Bakterien. Nicht nur inhaltlich, sondern auch visuell kann der Film überzeugen. Weniger tut er dies auf Ebene der Charakterentwicklung, ob der (zu) vielen Protagonisten. Dadurch ist „Contagion“ dann zwischenzeitlich doch langatmig, da einen das Schicksal der Charaktere nicht sonderlich betrifft.
 
 

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