Son of Babylon

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Forumseintrag zu „Son of Babylon“ von themovieslave

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themovieslave (12.02.2010 23:55) Bewertung
Son of Babylon

Irak, wenige Wochen nach dem Sturz von Saddam Hussein: Eine alte Frau irrt mit einem Kind, durch die Wüste. Bald bekommt man ihr Ziel mit: Sie will herausfinden was mit ihrem Sohn (dem Vater des Jungen) passiert ist.

„Son of Babylon“ widmet sich einem filmisch bisher nicht behandelten Thema. Es geht um die unzähligen verschwundenen und nicht-identifizierten Opfer des Hussein-Regimes bzw. um die Tatsache, dass sie ewig Verschwundene und Unidentifizierte bleiben werden.

Gekonnt wird großteils aus der schelmenhaften Perspektive des Jungen (Yasser Talib) erzählt. Sein blick ist weniger kindlich-naiv, sondern mehr ironisch. Er ist derjenige, der mit Autobus- und LKW-Fahrern um den Preis verhandelt, er will ständig als Beschützer seiner Oma dastehen (und ist es in gewisser Weise auch).

Das brisante und mutig erzählte Thema und die liebenswerten und einpregsamen Charaktere tun jedoch nichts zur Sache, dass der Film dramaturgisch seine Probleme hat. Die erste Hälfte ist sehr langsam und subtil erzählt. Höchst minimalistisch etabliert Regisseur Mohammed Al Daradji (der zugleich einer der Hauptkameramänner ist) die Handlung. Doch die zweite Hälfte bzw. der gesamte dritte Akt ist durch eine störende Rhythmusänderung gekennzeichnet: Der Film schlägt vom subtilen Drama schnell in Pathos um. Angesichts der Thematik ist der Pathos an sich keineswegs störend, reist einen jedoch aus der subtil-zurückhaltenden Inszenierung der bisherigen Handlung zu sehr hinaus.

Abschließend muss jedoch das wahrhaft Sehenswerte an „Son of Babylon“ deutlich herausgehoben werden: Yasser Talib, heute 13 Jahre alt (bei der ersten Vorführung des Films auf der Berlinale war Talib selbst dabei – er war hier zum ersten Mal in seinem Leben im Kino), fesselt in seiner Performance den Zuschauer in jedem Bild und lässt vermuten, hier kein kindliches one-hit-wonder, sondern einen der zukünftig Großen vor sich zu haben.
 
 

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