Der Räuber

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Forumseintrag zu „Der Räuber“ von Harry.Potter

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Harry.Potter (15.02.2010 23:51) Bewertung
Er läuft und läuft und läuft: der Räuber.
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2010
Für Hans Rettenberger (Andreas Lust) besteht das Leben aus zwei Dingen: Laufen und Banken ausrauben. Letzteres dient zur Finanzierung des Ersteren, sein ganzes Leben, sein Tagesablauf wird dem Trainingsplan untergeordnet. Selbst als er nach 6 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird, macht er mit dem gleichen Schema weiter. Immer wieder raubt er eine Bank nach der anderen aus, ohne dabei erwischt zu werden. Zu schnell ist er für seine Verfolger, zu unauffällig für seine Umgebung, wenn er mal nicht gerade einen neuen Rekord beim „Vienna City Marathon“ aufstellt. Eines Tages jedoch hat sein ständiges Davonlaufen ein (tragisches) Ende.

Regisseur Benjamin Heisenberg hat die (wahre) Geschichte eines der berühmtesten Bankräuber Österreichs in ein packendes, mit Adrenalin vollgepumptes Drama verpackt, in dem das Laufen bzw. das stände auf der Flucht-Sein der Hauptfigur das zentrale und mehr oder wenige einzige Stilmittel ist. Hans erträgt es nicht, an einem Ort lange zu bleiben, er lässt die Menschen nicht an sich heran, wenn ihn jemand berührt, macht ihn das nervös. Für seine langjährige frühere Freundin Erika (Franziska Weisz) gilt das prinzipiell ebenso, obwohl sie ihm gerne helfen würde und trotz allem, was zwischen ihnen passiert ist, nicht aufgeben will, dass es eines Tages anders sein würde. Im Vergleich mit anderen Menschen, die Hans’ Weg kreuzen, kommt sie zwar noch ungeschoren davon, am Ende seines ständigen Davonlaufens steht sie jedoch alleine da und muss sich schmerzvoll eingestehen, dass sie ihn nicht verändern konnte.

Das Beeindruckende des Filmes ist ohne Zweifel Andreas Lust. Er spielt den verbissenen Läufer, der süchtig ist nach Bewegung, nach Kontrolle über seinen Körper und der kaltblütig eine Bank nach der anderen ausraubt um sich seinen Unterhalt zu „finanzieren“ beeindruckend emotionslos und adrenalingeladen zugleich. Von ihm geht im ganzen Film eine Kälte aus, die schaudern macht und zugleich fasziniert. Franziska Weisz wirkt an seiner Seite wie ein Gegenpol: zwar still und vorsichtig, aber warmherzig und Nähe anbietend, die er jedoch nur eingeschränkt zulassen will bzw. annehmen kann. Sie liebt ihn, über alles Trennende hinweg und trotz seiner Verschlossenheit und scheitert in ihrem Versuch, zu seinem Inneren durchzudringen. Beide Figuren sind letzten Endes tragische Existenzen, die vor einem Scherbenhaufen stehen bzw. einen ebensolchen zurücklassen. Ein ganz harter Film, der unter die Haut geht und niemals wirklich zur Ruhe kommt mit einem beeindruckenden und preisverdächtigen Hauptdarsteller.
 
 

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