Ein Film wie eine Sauna: kalt-warm.
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2009 Nordeuropa ist das Land der Saunen. Draußen eiskalt, drinnen brennheiß. Wer sich dort hinein begibt, schwitzt, was das Zeug hält. Eine Sauna ist eine gute Metapher für diesen dänischen Film: Die Hauptfiguren Lotte und die Prostituierte Lilly zeigen nach außen nicht, was in Wahrheit in ihnen vorgeht. Sie wirken kalt und teilnahmslos. Tief in ihrem Inneren jedoch kocht es: Bei der einen aus Zorn und Wut über ihren Vater, der sich alle Jahre nie um sie gekümmert hat und jetzt von ihr verlangt, dass sie ihn liebt. Bei der anderen die Entschlossenheit, für ihre Tochter zuhause in Nigeria alles zu tun, damit sie es besser hat als sie. Man braucht als Zuseherin oder Zuseher einige Zeit, bis man hinter die kalte Fassade zu blicken lernt und der Film braucht seine Zeit, bis er es zulässt. Dann jedoch entfaltet sich ein emotional tief- und abgründiges Drama über gescheiterte Existenzen, ein Leben ohne Perspektive und den Wunsch, wenigstens für jemand anderen etwas tun zu können, damit dieser aus seinem misslungenen Leben hinaus findet. Regisseurin Annette K. Olesen hat ihren Film mit vielen Kontrasten konzipiert: optisch der Gegensatz zwischen der Schwarzen Lily (Lorna Brown) und der blassen weißen Dänin Lotte (Trine Dyrholm), die Prostituierte als die personifizierte Weiblichkeit, die Tochter des Zuhälters als die harte Soldatin mit mehr männlichen als weiblichen Zügen. Die eine schenkt den Männern (wenn auch für Geld) Liebe auf Zeit, die andere kennt nur die Faust und den Alkohol, um ihre traurige Lage so schnell wie möglich wieder zu vergessen.
„Little Soldier“ ist ein starker Film, keine leichte Kost, besonders gegen Ende des Filmes hin. Er überzeugt weniger mit großer Spannung oder großen Emotionen als mit der eiskalten Abwesenheit derselben und entschädigt sein Publikum mit den großartigen Leistungen seiner Schauspielerinnen.
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