Der Champagner-Mörder

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Forumseintrag zu „Der Champagner-Mörder“ von 8martin

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8martin (05.04.2016 12:55) Bewertung
Schales Wässerchen
Chabrol tummelt sich thematisch in seinem Lieblingsmilieu: dem wohlhabenden Bürgertum, das wie immer eine Wagenburgmentalität entwickelt hat und in dem man auch ohne Polizei auskommt. Diesmal sind wir im Hause eines Chapagnerproduzenten. Der Deal, den der Namensgeber Paul (Maurice Ronet) und seine Cousine Christine (Yvonne Furneaux) aushandeln, ist gerade noch verständlich, die inzwischen anfallenden Morde sind es weniger. Da man sie auch nicht sieht, kommt auch keinerlei Spannung auf. Nur das reine ‘Dolce Vita‘ genau genommen ‘Dolce Farniente‘ wird vorgestellt.
Es gibt auch keine Motive. Der Gedächtnisverlust von Paul ist nicht nur abgedroschen sondern wird auch überhaupt nicht vermittelt.
Erste Hinweise, dass die Handlung ins Nirwana abgleitet, ist eine etwas surreale Party, die von zombihaften Wesen besucht wird. Fragt Paul ‘Wo findest du eigentlich diese ganze Gesocks? - Antwort ‘Unter Steinen.‘ Von der hochkarätigen Besetzung, die mit gebremstem Schaum fährt, fällt besonders Chabrols Ehefrau Stephane Audran auf. In einer höchst unterschiedlichen Doppelrolle ist sie einmal supersexy als Lydia und dann wieder das hässliche Entlein als Sekretärin Jacqueline. Anthony Perkins versucht sich irgendwie einzubringen und kommt dabei nicht ganz von Norman Bates los.
Der Gipfel ist aber das Ende, bei dem ich mir Chabrol hinter der Kamera vorstelle, wie er sich diebisch freut, die Zuschauer so verarscht zu haben, wenn sich die übriggebliebenen Akteure im griechisch-römischen Stil schreiend am Boden herumwälzen. Da kann es sein, dass man wahlweise mit Brechreiz oder Pfiffen kämpfen muss. Der schwächste Chabrol aller Zeiten! K.V.
 
 

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