Das Massaker von Katyn

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Forumseintrag zu „Das Massaker von Katyn“ von Harry.Potter

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Harry.Potter (15.02.2008 23:55) Bewertung
Ein herausragender, schrecklich guter Film

Die Grube wird gerade zugeschüttet. Der Ort des Verbrechens soll unkenntlich gemacht werden, die getöteten Offiziere werden wie Tiere in der Erde verscharrt, versteckt vor der Öffentlichkeit. Hingerichtet, feige von hinten erschossen hat man sie. Ein großer Teil des Offiziersstabes der polnischen Armee wurde von den Russen im Jahre 1940 in einem Wald bei Katyn ermordet. Der polnischen Bevölkerung wurde immer wieder erzählt, es wären die Deutschen gewesen, doch die später eingeleiteten Untersuchungen und die Aufzeichnungen, die man in Tagebüchern gefunden hat, erzählen die wahre Geschichte. Die Sache wurde geschickt vertuscht, alles sollte so aussehen, als wären es die Anderen gewesen. In Wahrheit wurde das polnische Volk sowohl von den Besatzern als auch von den Befreiern betrogen, um seine Freiheit beraubt und um seinen Stolz gebracht. Tausende tragische Schicksale gäbe es zu berichten, Regisseur A. Wajda reicht schon jenes eines polnischen Offiziers und seiner Familie für einen ganzen Film. Und was für ein Film!

Noch bevor der Abspann beginnt, sieht man die Hand eines der Ermordeten, sie hält einen Rosenkranz fest, den er von einem Priester während der Gefangenschaft bekommen hat. Er solle darin Trost finden, dass sein Land seine Freiheit und er als Offizier seine Aufgabe verloren haben, hat er gesagt. Doch sie durften keinen Trost finden, er und seine Offizierskameraden. Mit einem Gebet auf den Lippen werden sie erschossen, Vers für Vers des Vaterunsers betend, stürzen sie einer nach dem anderen tot in die Grube. Sie ist schwer zu begreifen, diese Bitte um Vergebung für die eigenen Sünden und für jene, die an ihnen gesündigt haben. Das, was dort passiert ist, ganz sicher nur beispielhaft für noch ganz andere Verbrechen, die im Krieg geschehen sind, schreit zum Himmel. Die Hand mit dem Rosenkranz, sie fleht um Vergebung, die ihr nicht zuteil wird. Die Leinwand wird schwarz, die letzten Takte der Musik verklingen, es wird still. Ganz still. Eine Minute vergeht, bis der Abspann zu laufen beginnt. Keine Musik gibt dem Publikum eine Chance, das Gesehene zu verdauen. Ohne Musikuntermalung endet der Film, ein Abspann in völliger Stille. Ein beklemmender Film, eine Anklage ohne Platitüden, ohne Klischee und ohne Effekthascherei, sondern mit Gänsehaut erzeugender Tiefe und Übelkeit auslösender Echtheit. Ein stilles Mahnmal an einer Stätte des Grauens. Ein Meisterwerk.
 
 

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