Forumseintrag zu „Hannibal Rising“ von Gaps of Misery

Was mich generell stört, ist dass Thomas Harris nun offensichtlich selber auf seinen fahrenden Zug aufspringt. „Hannibal Rising“ ist bekanntlich erst vor kurzem als Buch erschienen und da stellt sich doch die Frage, ob jedes geniale Ungeheuer der Literatur tatsächlich erklärt werden muss. Was bisher von Lecter bekannt ist, reicht meiner Meinung nach vollkommen aus. Wenn er jetzt aber einer Autopsie ähnlich auseinandergenommen und begründet wird, dann könnte er einen Großteil seiner Faszination verlieren. Gerade jemandem wie Lecter könnte plötzliches Mitleid aufgrund frühgeschichtlicher Ereignisse eher schaden als nutzen. Harris sollte seine wunderbar konzipierte Charaktere daher vorsichtig behandeln und nicht kommerziell ausschlachten. Die Frage nach einer erneuten Verfilmung stellt sich für mich angesichts des desaströsen „Hannibal“ gar nicht mehr...
Lemony Snicket hat allerdings ganz recht: Die „frische“ Besetzung ist logisch und notwendig. Es sei denn, die Make-up-Abteilung entwickelt ein System, Anthony Hopkins um etwa 40 Jahre jünger zu machen, was allerdings unwahrscheinlich ist... ;)

Das Buch ist auch eine Neuerscheinung. Nur wie heutzutage üblich geht es trotz zahlreicher Vorfolger erst in "Hannibal Rising" um die Kindheits- und Jugendgeschichte Lecters. Und wie nicht anders zu erwarten ist der zweite Weltkrieg am späteren Monster mitschuldig... na, wirklich sehr kreativ und überraschend. :(
Und natürlich gibt es Buchvorlagen zu allen 3 bisherigen Filmen mit Anthony Hopkins (obwohl sich die Lecter-Filme insgesamt nicht nur auf diese 3 beschränken): "Red Dragon", "The Silence of the Lambs" und "Hannibal". Ich würde die Bücher daher auf jeden Fall in der korrekten Entstehungsreihenfolge lesen, denn im Nachhinein kann man immer leicht eine Kindheitsgeschichte dazuhängen. Und "Red Dragon" ist übrigens mehr als bloß lesenswert!