Asterix und die Wikinger

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Forumseintrag zu „Asterix und die Wikinger“ von r2pi

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r2pi (07.03.2015 22:17) Bewertung
angst verleiht flügel
grautvornix – nomen non est omen – ist ein echtes weichei, ein dürrer vegetarier mit föhnwelle (dem vernehmen nach ein dieter-bohlen-abziehbild) und sitten aus lutetia, der lieber die nächte durchtanzt als frühmorgens auf wildschweinjagd oder römerverdresche loszuziehen – aus dem schlappen bürscherl sollen nun onkel asterix und kumpel obelix einen richtigen mann machen. ein aussichtsloses unterfangen bei der rotzfrechen respektlosigkeit gegenüber tradition, alter und "richtigen" helden.

und da sind noch die normannen, aka wikinger, zäh wie leder, hart wie kruppstahl, aber offensichtlich mit stroh im hirn – denn die nehmen das sprichwort "angst verleiht flügel" allzu wörtlich und wünschen sich nichts sehnlicher, als einmal die angst wirklich kennenzulernen... und abzuheben. mit dem häuptlingstöchterchen und walkürenmädel abba im schlepptau stoßen sie auf der suche nach einem guru, einem "großmeister der angst" auf den verängstigten grautvornix...

damit haben wir hier erstmals zwei handlungsstränge, die am ende miteinander verwoben werden, eine ausgesprochen filmische/filmgerechte umsetzung, die zwar wenig alt gewohnte und lieb gewordene satire liefert, dafür aber mehrere themenkreise anschneidet – jung gegen alt, stadt versus land, arrangierte ehen und – im falle abba und grautvornix – die umkehrung (oder zumindest aufweichung) der traditionellen geschlechterrollen. nett ist überdies, dass der degenerierten modernen generation (mit technischen gadgets wie der entzückenden "brief"-taube smsix) aber auch die fähigkeit zu unkonventionellen lösungen zugebilligt wird: so wird die taube nuss grautvornix doch tatsächlich zum erfinder des drachenfliegens – nach dem motto: nicht angst, sondern liebe verleiht flügel...

fazit: ein (computeranimierter) zeichentrickfilm für eine neue generation, ein bissel zu hip – oder zumindest ungewohnt – für die asterixfans der ersten stunde, die den witz und biss der früheren teile vermissen, die genialen einfälle und die vielen liebevollen details. das ist aber nicht zwingenderweise den filmemachern anzulasten – die vorlage "asterix und die normannen" war bereits ziemlich schwach. als ob man aus den gallier-abenteuern die luft rausgelassen hätte...

ps: die synchronsprecher sind im lauf der jahrzehnte immer wieder ausgetauscht worden, und häufig passt die stimme einfach nicht zur figur – es wäre schön, wenn einmal alle teile adäquat und behutsam (will heißen ohne modernisierungs-spassettln wie bei der dritten schneewittchen-fassung) neu synchronisiert würden. schließlich ist asterix europäisches kulturgut – und ich würde überglücklich dafür auf jede weitere real-verfilmung verzichten.
 
 

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