River

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Forumseintrag zu „River“ von juliap

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juliap (30.09.2023 18:56) Bewertung
Zwei Minuten Ewigkeit
Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
Die japanische Low-Budget-Sci-Fi-Komödie „Beyond the Infinite Two Minutes“ von Junta Yamaguchi eroberte im Jahr 2021 die Herzen zahlreicher Cineast*innen im Sturm und fand sich gar auf einigen Jahresbestlisten als ultimativer Geheimtipp wieder, nun legt Regisseur Yamaguchi mit „River“ seinen heiß erwarteten zweiten Film nach. Ein weiteres Mal beschäftigt sich der Film auf spielerische Art und Weise mit dem Phänomen einer Zeitschleife, wie man sie aus Filmen wie „Groundhog Day“ oder „12 Monkeys“ kennt. Wie bereits im Vorgängerfilm stellt sich auch in „River“ die Zeit mysteriöserweise alle zwei Minuten wieder zurück. Als Protagonistin Mikoto ist Riko Fujitani zu sehen, die bereits in Yamaguchis Erstlingswerk mit dem Filmemacher kollaboriert hat.

Im kleinen, aber traditionsreichen Hotel „Fujiya“ in Kubine hat es das bemühte Hotelpersonal nicht leicht, versuchen sie es doch unaufhörlich den Gästen so gut wie möglich recht zu machen, und diesen einen möglichst angenehmen Aufenthalt zu bereiten. Eine von ihnen ist die junge Mikoto, die nach einem besonders stressigen Einsatz kurz am magisch anmutenden Kibune River pausiert. Rasch wird sie von ihrer Chefin zur Arbeit zurückbeordert, doch siehe da – zwei Minuten später steht Mikoto erneut am selben Fleck vorm Fluss. Nachdem sich das rätselhafte Vorkommen stetig wiederholt und scheinbar alle Personen im Umkreis von dem unglaublichen Ereignis betroffen sind, begreifen die Angestellten schnell, dass sie in einer Art Zeitschleife festhängen. Nichtsdestotrotz bemühen sie sich weiterhin die verdutzten Urlauber*innen zu beruhigen und zufrieden zu stellen, während gleichzeitig versucht wird, der Ursache der unheimlichen Anomalie auf den Grund zu gehen.

Auch mit „River“ gelingt es Yamaguchi aufzuzeigen, dass es keines großen Budgets bedarf, um einen stimmigen, spannungsgeladenen Science-Fiction-Film zu kreieren. In seiner zweiten Regiearbeit setzt er jedoch deutlich mehr Fokus auf die humoristische Seite seiner Geschichte. Obwohl es in der Natur des Films liegt, repetitiv und gewissermaßen nervenfordernd zu sein, zwischenmenschliche Probleme und Existenzkrisen bieten eine willkommene Abwechslung von der Mystery-Handlung, und nach und nach rückt diese in den Hintergrund. Im Gegensatz zu vielen anderen Kolleg*innen seines Metiers weiß er zudem seine Story knackig und komprimiert zu verpacken, die gerade mal 86 Minuten Laufzeit vergehen wie im Flug.

Hauptdarstellerin Fujitani verkörpert die verträumte Art ihrer Figur herausragend und bildet mit ihrer geerdeten Darstellung das Herz des Films, denn womit „River“ sich am meisten unter ähnlichen Genrewerken hervortut, ist letztendlich nicht das (nicht minder originelle) Zeitschleifen-Element, sondern die unglaubliche Wärme und der Charme, die vom Werk und den darin handelnden Personen ausgestrahlt werden.

Man darf gespannt sein, ob Regisseur Yamaguchi in Zukunft ein drittes Mal Charaktere in der Zeit feststecken lässt, oder ob er sich einer neuen Faszination widmen wird, eine Sache steht garantiert fest: Aus dem japanischen Genrekino ist er nun nicht mehr wegzudenken.
 
 

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