Nightman

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Forumseintrag zu „Nightman“ von juliap

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juliap (25.09.2023 20:37) Bewertung
Die Vergangenheit schläft nicht
Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
Der belgische Horrorstreifen „Nightman“, Mélanie Delloyes‘ zweite Regiearbeit, war bereits am Fantasy Filmfest zu sehen, ehe er kürzlich in Anwesenheit der Filmemacherin am Slash seine Österreich-Premiere feierte. Als Schauplatz des Geschehens dient das ländliche Irland, die Hauptrollen werden von Zara Devlin und Mark Huberman dargestellt.

Die jungen Eheleute Alex und Damien kehren, nachdem Damiens Mutter auf Grund ihrer Pflegebedürftigkeit in ein Seniorenheim übersiedelt ist, in Damiens Elternhaus zurück. Abgelegen nahe der irischen Wildnis, ziehen die beiden in das Anwesen, das ein großes Waldareal miteinschließt und erhoffen sich dort ihre gemeinsame Zukunft aufbauen zu können. Alex ist dem Umzug gegenüber jedoch schon bald skeptisch, einerseits hat sie das Gefühl, dass Damien ihr Dinge verschwiegen hat, andererseits hat sich nahe dem Grundstück eine Gruppe von Jägern sesshaft gemacht, die beliebig im Wald auf Beutezug gehen. Als Damien plötzlich anfängt nachts schlafzuwandeln, ohne sich am nächsten Tag an seine nächtlichen Streifzüge zu erinnern, beschließt die schwangere Alex dem merkwürdigen Verhalten ihres Mannes nachzugehen und stößt auf längst begrabene Geheimnisse.

Gibt es das inhärente, angeborene Böse oder ist es erst die Umgebung, die in einem Böses erweckt? „Nightman“ versucht sich exemplarisch ebendieser Frage anzunähern und schneidet nebenbei auch Thematiken wie Gaslighting, Unterbewusstsein und Kindesmisshandlung an. Neben dem klassischen Psychothriller-Genre kann man im Werk durchaus Anleihen auf folkloristischen, übernatürlichen Horror ausmachen, der den Zuseher*innen Filme wie „Nightmare on Elm Street“, „Rosemarys Baby“ oder „The Omen“ (nicht umsonst ähnelt der Name des Protagonisten den des Satanskinds) in Erinnerung ruft. Das ansonsten so beschaulich anmutende Dorfgebiet Irlands wird durch eine reservierte Kameraführung, dichten Nebel und einer beklemmenden Geräuschkulisse geschickt in eine düstere Albtraumlandschaft verwandelt.

Besonders positiv sind die starken Darbietungen der beiden Protagonisten hervorzuheben, die gleichermaßen natürlich wirken und dennoch von einer gewissen Eindringlichkeit durchzogen sind.

Darüber hinaus gelingen Delloye mit „Nightman“ zwar durchaus einige Schreckensmomente, dem Film mangelt es aber bedauerlicherweise über weite Strecken hinweg an Originalität, viel mehr wird auf etablierte Tropen und gängige Motive gesetzt, die in dieser Form schon zahlreiche Male zu sehen waren.

Auch wenn Jungregisseurin Mélanie Delloye nicht gerade das Genre reformiert, so beweist sie mit dem spannungsgeladenen Psychodrama „Nightman“ ihr beachtliches filmisches Können.
 
 

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