Priscilla

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Forumseintrag zu „Priscilla“ von Finn

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Finn (30.10.2023 12:35) Bewertung
Ein neuer Blick auf den Elvis-Mythos
Die Vermarktung von Musiklegenden und die Verfilmung ihrer Leben sind allgegenwärtige Praktiken in der Filmbranche. "Priscilla" ist ein Film, der tief hinter die Kulissen des Lebens von Elvis Presley und seiner damaligen Ehefrau Priscilla blickt. Doch dieser Film geht über die gängigen Klischees hinaus und präsentiert eine schonungslose Darstellung von Elvis und Priscilla.

Der Film erzählt die Geschichte von der jungen "Cilla", die sich in den King of Rock and Roll verliebt. Sie beginnt eine Beziehung mit ihm und opfert ihr Leben für diese Liebe. Da sie noch ein Teenager ist, realisiert sie nicht, dass sie ihr eigenes Leben nicht lebt, sondern nur Teil eines anderen ist.
Während er auf Tournee ist, sitzt sie alleine in seinem Memphis Estate "Graceland" und wartet auf ihn. Mit der Zeit wird ihr bewusst, dass sie ihr eigenes Leben führen muss, um wahres Glück zu finden, und dass der Ruhm nicht das ist, was er zu sein scheint. Ruhm kann faszinieren und uns besessen machen, aber er kann uns auch unser eigenes Leben rauben, wenn wir in Illusionen verharren – die Träume von anderen.

"Priscilla" gibt Einblicke in ihre Beziehung zu Elvis Presley aus Priscillas Perspektive. Anfangs erscheint dies als eine fesselnde Erzählung: die jungen, verliebten Jahre, die Enthüllung der dunklen Seiten von Elvis und Priscillas Erwachen zu ihrer eigenen Identität.

Trotz anfänglicher Oberflächlichkeit offenbaren sowohl Elvis als auch Priscilla als Charaktere eine bemerkenswerte Tiefe. Elvis, der anfangs als charmanter, reizender, warmer und fürsorglicher Gentleman dargestellt wird, entwickelt sich im Film zunehmend zu einem wütenden, emotional unreifen, nicht sonderlich schlauen und sprunghaften Mann – eine überraschend nuancierte Darstellung dieser ikonischen Figur, einer der bedeutendsten Musiker der Weltgeschichte, dessen künstlerische Beiträge die Musikindustrie maßgeblich vorangetrieben haben und Generationen von Künstlern inspiriert haben!

Leider neigt der Film dazu, sich in seinen eigenen Wiederholungen zu verlieren. Der Zuschauer wird mit denselben Botschaften und Konflikten konfrontiert, die bereits in den ersten 50 Minuten des Films deutlich gemacht wurden. Elvis wird als toxisch und missbräuchlich dargestellt, Priscilla als tragisches Opfer in einer goldenen Käfig-Ehe. Dieses wiederholte Motiv verliert im Laufe des Films an Wirkung.
Letztendlich fällt die Punchline flach und enttäuscht.

Angesichts der Hindernisse, die sich beim Versuch ergaben, Elvis' Originalsongs im Film zu verwenden, reagierte Sofia Coppola einfallsreich. Elvis Presley Enterprises verweigerte sowohl ihre Zustimmung zu Coppolas Film als auch ihre Erlaubnis, Elvis' Songs im Film zu verwenden. Als Reaktion auf diese Herausforderung wählte Sofia Coppola kreative Alternativen, darunter die Verwendung von anderer Musik aus jener Zeit und Coverversionen von Elvis-Songs, die von der Band Phoenix, zu der ihr Mann gehört, neu interpretiert wurden.

Der Film zeigt Priscilla als junges Mädchen, das sich in einen berühmten Mann verliebt und bereit ist, ihr Leben für ihn zu opfern. Dieser Aspekt des Films verdeutlicht, wie Ruhm uns mit Faszination und Besessenheit überwältigen kann, aber auch, wie er uns das Leben rauben kann, wenn wir Illusionen erliegen.
Trotz möglicher Ausbaufähigkeiten in der Umsetzung bietet "Priscilla" einen mutigen und unkonventionellen Blick auf den Elvis-Mythos. Er bietet eine faszinierende und vielschichtige Sichtweise auf die Leben von Elvis und Priscilla Presley.
 
 

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