Razzennest

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Forumseintrag zu „Razzennest“ von belzebub

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belzebub (02.04.2023 19:27) Bewertung
Bleh Witch
Exklusiv für Uncut von der Diagonale
Was haben Erdlöcher, ein exzentrischer südafrikanischer Regisseur, der Dreißigjährige Krieg und ein amerikanisches Tonstudio gemeinsam? Vermeintlich wenig, doch wenn man sich Johannes Grenzfurthners neuestes Meta-Genre-Filmexperiment ansieht, so macht alles doch irgendwie Sinn.

Der südafrikanische Arthouse-Regisseur Manus Oosthuizen und sein Kameramann Hetti Friesenbichler besuchen das amerikanische Echo Park Tonstudio um einen Audiokommentar für ihren neuen Film „Razzennest“ aufzunehmen und ein Interview mit der Indie-Filmkritikerin Babette Cruickshank zu führen. Dabei steht das Unterfangen unter einem schlechten Stern – der exzentrische Oosthuizen und die unsichere Babette geraten ständig aneinander, der österreichische Kameramann kämpft mit einem üblen Jetlag und als der Toningenieur vom Echo Park Studio Pat Kirkpatrick plötzlich attackiert wird, gerät die Situation komplett außer Kontrolle und düstere Gestalten mit einer schrecklichen Vergangenheit treten auf den Plan.

Man darf sich hier keinen herkömmlichen Film erwarten, eher eine Art semi-visuelles Hörspiel bei dem die Bilder mal mehr, mal weniger unabhängig vom Dialog - der die eigentliche Handlung des Films darstellt - funktionieren. Dabei scheut der Film auch nicht die vierte Wand zu durchbrechen und je länger man dranbleibt, desto mehr erschließt sich der Hintergedanke des Films. Die Bild- und Tonschere verliert sich mal in den melancholisch-morbiden Bildern der österreichischen Pampa, mal reagiert sie direkt auf das Gesprochene Geschehen. Der Film im Film wird als Blair Witch ohne Hexe bezeichnet, als Aneinanderreihung düsterer Symboliken und Orte ohne Handlung. Erst die Dialoge geben den Bildern Sinn- und Unsinn.

„Razzennest“ kann als filmisch-satirisches Experiment verstanden werden, als komödiantischer Meta-Regiekommentar trifft auf wahrgewordenen Horror. Das kann für den herkömmlichen Kinogänger aufgrund der lauten Dialoge und der Bild-Ton Dissonanz natürlich etwas anstrengend und herausfordernd sein, ist aber – sofern Aufmerksam - eine durchaus lohnenende und einzigartige Erfahrung und bleibt mit Sicherheit länger in Erinnerung.
 
 

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