Pesthauch des Dschungels

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Forumseintrag zu „Pesthauch des Dschungels“ von 8martin

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8martin (02.10.2021 08:49) Bewertung
Tod im Paradies
Wie fast alle Filme von Bunuel unterscheidet sich auch dieser von dem üblichen Mainstream des Genres (1958). Es beginnt mit dem Titel. Da hat der deutsche Verleiher etwas auf den Putz gehauen. Der ‘Pesthauch‘ als Synonym für den ‘Tod‘ und der ‘Dschungel‘ ist ein ‘Garten‘ (der von Eden vielleicht?). Die symbolträchtige Handlung ist typisch für Bunuel. Irgendwo im nirgendwo suchen Glücksritter nach Diamanten. Ist das Leben ein Glücksspiel? Ein autoritärer Staat verbietet das plötzlich einfach. Eine Gruppe verlässt aus ganz unterschiedlichen Gründen den Ort und schlägt sich durch den Urwald. Die Dissidenten müssen fliehen? Da ist der alte Vater Castin (Charles Vanel) und seine stumme Tochter Maria (Michèle Girardon). Dann gibt es einen Pater Lizzardi (ein ganz junger Michel Piccoli), einen echten Abenteurer Shark (Georges Marchal) und die Hure Djin (Simone Signoret). Fast alle sind nicht frei von Schuld. Der Alte ist Opfer seiner eigenen Dummheit, die Hure ist nur auf Gewinn aus und haut jeden übers Ohr, der Priester ist halt ein Opferlamm, das dargebracht werden muss. Was sucht er eigentlich in diesem Sündenpfuhl? Nur die stumme Maria ist rein und unschuldig. Sie und Shark werden als einzige den Trip vielleicht überleben. Das Ende liefert genügend Grund zum Grübeln. Warum überleben diese beiden? Das Leben ist halt ungerecht. So auch hier. Kein Happy End, nur ein Schluss ohne Ende, den man so schnell nicht vergisst. Bunuel hat ein kleines Universum geschaffen, in dem Recht und Ordnung abhandengekommen sind. Das ist irritierend, aber durchaus realistisch, geht aber keineswegs konform mit unseren Sehgewohnheiten.
 
 

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