Die letzte Nacht des Boris Gruschenko

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Forumseintrag zu „Die letzte Nacht des Boris Gruschenko“ von 8martin

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8martin (24.10.2019 10:16) Bewertung
Boris der Unglücksrabe
Der einzige Woody-Allen-Streifen, der als Kostümschinken daherkommt und folglich recht aufwendig war. Er stammt aus der Anfangsphase des Vielfilmers (1974) und hat einen gewissen Seltenheitswert. So kennt man ihn nicht.
Der Antiheld lebt im Russland der napoleonischen Kriege. Selten hat Allen echte Kampfszenen in den Fokus gestellt. Die Handlung ist eigentlich eher Nebensache. Der Titelheld (Allen) liebt seine Cousine Sonja (Dianne Keaton), seine damalige Lebensgefährtin. Der Plot kommt als Gesellschaftssatire daher mit lustigen Wortverdrehern (‘Danke euer Schmuddeligkeit!‘), bisweilen sogar sexy. Hier setzt er Olga Georges-Picot wegen ihrer Freizügigkeit ein. Die Komik reicht vom Slapstick (gegenseitige Verteilung von Kopfnüssen mit Weinflaschen) und albernen, übertriebenen Wiederholungen im Dialog bis zu Szenen die mit ihrem surrealen Touch an die Monty Python erinnern. Zusätzlichen Spaß machen die philosophisch angehauchten Dialogteile, die nichts mit der Handlung zu tun haben: es geht um Mord – Moral – Sokrates. Sie sind einfach nur lustig. Es gibt auch Ausflüge ins Reich der Geister (Untoten), die besser aussehen als zu Lebzeiten und ein Attentat auf Napoleon – d.h. auf sein Double, das natürlich misslingt. Am Ende vollführt Boris mit dem Sensenmann im weißen Gewand einen totentanzähnlichen Walzer.
Wort und Bild sind hier (1974) bereits die Grundlage für den Erfolg des Films und Woody Allen war einer, mit dem man rechnen musste.
 
 

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