Peninsula

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Forumseintrag zu „Peninsula“ von juliap

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juliap (11.10.2020 15:05) Bewertung
Die Nachwehen der Zombieseuche
Exklusiv für Uncut
2016 begeisterte der rasante Horrorfilm „Train to Busan“ von Yeon Sang-ho die koreanischen Kinogänger und wurde mit einem Einspielergebnis von fast 100 Millionen US-Dollar zum erfolgreichsten koreanischen Film in diesem Jahr. Zur selben Zeit wurde der ebenfalls dem Zombiegenre zugehörige Animationsfilm „Seoul Station“ veröffentlicht, der als Prequel zu „Train to Busan“ fungieren soll.

Vier Jahre nach seinen Vorgängern widmet sich Regisseur Yeon Sang-ho mit „Peninsula“ nun erneut wagemutigen Protagonisten, die sich gegen nach Menschenfleisch lechzenden Zombies und ebenso gefährlichen Menschen behaupten müssen. Wer sich nun eine Fortsetzung der dramatischen Geschichte erwartet, irrt allerdings: Auch wenn „Peninsula“ im selben Universum wie „Train to Busan“ verortet ist, haben die beiden Filme lediglich ihren südkoreanischen Schauplatz gemein.

Nachdem der Ausbruch eines tödlichen Virus, welches die Infizierten in gewalttätige, menschenverspeisende Monster verwandelt, sich rasant auf der gesamten koreanischen Halbinsel verbreitet, versuchen Überlebende mit dem letzten Boot nach Hongkong den sicheren Tod zu entkommen – doch auch am Boot ist das Virus unaufhaltsam und nur wenige überleben die Überfahrt. Vier Jahre später wurde den nach China geflohenen koreanischen Flüchtlingen immer noch kein Asylstatus gewährt, von der Gesellschaft mehr oder weniger verstoßen, fühlen sie sich fremd und unwillkommen. Darunter auch der ehemalige Marine-Hauptmann Jung-seok, der auf der Flucht seine Schwester und seinen Neffen hat sterben sehen müssen. Eines Tages bekommen sein Schwager und er das Angebot eines zwielichtigen Chinesen, nach Südkorea zurückzukehren, um ihm den Inhalt eines Geldtransporters zu holen, von welchen ihnen nach erfolgreicher Mission ein beachtlicher Anteil zustünde. Trotz der dort wütenden Zombiehorden willigen die beiden gemeinsam mit zwei weiteren Koreanern ein und begeben sich in das heruntergekommene Ödland ihrer einstigen Heimat. Nachdem die Gruppe von einer außer Kontrolle geratenen Milizgruppe angegriffen wird, überlebt Jung-seok nur knapp, indem er von zwei jungen Mädchen gerettet wird, sein Schwager wird jedoch von dem unberechenbaren Sergeant Hwang verschleppt, wo er fortan den grausamen Spielchen der Miliz ausgesetzt ist. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt und neben den brutalen Milizsoldaten, werden auch die Untoten zunehmend angriffslustiger.

Vergleicht man „Peninsula“ mit seinem Vorläufer, so ist vor allem die deutlich schlechtere Qualität im Bereich der digitalen Effekte auffällig, die insbesondere in den sehr düster gehaltenen Verfolgungsjagden bemerkbar werden. Gerade deshalb sollte man was die Erwartungshaltung betrifft, bedenken, dass es sich hierbei grundsätzlich um einen eigenständigen Film handelt und eben nicht um eine Fortsetzung.

Der Einstieg in den Film gelingt ob der eher farblosen Hauptcharaktere nur schleppend. Ab dem Zeitpunkt, an dem die Halbinsel erreicht wird und das Ausmaß an gesellschaftlichen Verfall, der die ehemals hoch technologisierte Hauptstadt Seoul in ein beeindruckendes Mad-Max-artiges apokalyptisches Ödland verwandelt hat, deutlich wird, scheint das Werk jedoch endlich seine Balance gefunden zu haben.

Auch die Kernbotschaft des Films beginnt sich von da an langsam herauszukristallisieren: Die wütenden Untoten sind zwar bedrohlich, doch immer noch ist es der Mensch selbst, der für die anderen Menschen am gefährlichsten ist.

Im Gegensatz zu vielen anderen Zombiefilmen ist „Peninsula“ weniger dem Horrorgenre zuzuordnen, sondern stellt mit seinen rasanten Autohetzjagden und derartigen Stunts einen unterhaltsamen Actionthriller dar, der sich stellenweise zu sehr einem US-amerikanischen Publikum anbiedert und dadurch teilweise an Seele und Sympathie verliert. Gemeinsam mit einem übertrieben pathetischen Ende, vermittelt der Regisseur so das Gefühl, zu viel gewollt zu haben, was schlussendlich die Qualität des Films beeinträchtigt, und so das in der Tat gute Filmkonzept zu einem verhältnismäßig generischen Actionstreifen verkommen lässt.
 
 

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