Angst essen Seele auf

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Forumseintrag zu „Angst essen Seele auf“ von 8martin

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8martin (08.06.2020 09:02) Bewertung
Zärtliche Liebesgeschichte
Obwohl Fassbinder den Film schon 1974 gedreht hat, werden hier fast alle gängigen Vorurteile gegenüber Ausländern / Gastarbeitern abgearbeitet. Heute hört man das noch von rechtsextremen Volksgenossen oder Unbelehrbaren. R.W.F. hat sich dafür ein Extrembeispiel ausgesucht: die über 60-Jährige Putzfrau Emmi (großartig Brigitte Mira) heiratet den 20 Jahre jüngeren Marokkaner Ali (El Hedi ben Salem). Das regt die Nachbarn auf (u.a. Elma Karlowa), den Lebensmittelhändler (Walter Sedlmayr) an der Ecke und die eigenen erwachsenen Kinder z.B. Christa (†Irm Hermann). Die Arbeitskolleginnen schneiden sie und die Kneipenwirtin Barbara (Valentin) macht Ali eindeutige Angebote.
Als Emmi und Ali aus dem Urlaub zurückkommen, akzeptieren alle anscheinend das seltsame Pärchen. Die Stimmung im Viertel scheint zu kippen. Doch es knirscht zwischen den beiden, weil Emmi kein Cous Cous kochen kann und will. Das bietet ihm Barbara. Ali schläft mit ihr und Emmi akzeptiert es. Nach einem Zusammenbruch muss Ali operiert werden. Emmi sitzt an seinem Bett, hält seine Hand und weint. Ende!
Nach all der Unbill fand Fassbinder doch eine vernünftige Lösung. Er führt dem Zuschauer vor Augen, sowohl was an seelischer Grausamkeit möglich ist, als auch wie es gesittet zu gehen kann, wenn unterschiedliche Ethnien auf einander treffen.
Immer noch ein Heißes Eisen, das hinter diesem lyrischen Titel steckt.
 
 

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