The House That Jack Built

Bewertung durch MrsBlonde  50% 
Durchschnittliche Bewertung 69%
Anzahl der Bewertungen 4

Forumseintrag zu „The House That Jack Built“ von MrsBlonde

blob-0-1000-0-1000-crop_b119e26de3.jpg
MrsBlonde (24.11.2018 22:42) Bewertung
Aus dem Leben eines Serienmörders
Wenn mehr als 100 Besucher während einer Filmvorführung bei den jährlich stattfindendenden Filmfestspielen in Cannes den Kinosaal verlassen, kann es sich nur um den neuesten Film eines ganz bestimmten Filmemachers handeln: Lars von Trier. Mit „The House That Jack Built“ liefert der Kultregisseur die neueste Ergänzung seines filmischen Ego-Trips und setzt dabei auf weit mehr als einen angemessenen Grad an Provokation.

In fünf Kapiteln demonstriert der Serienmörder Jack (Matt Dillon) fünf zufällig ausgewählte Taten, die seine „Arbeitsweise“ demonstrieren. In über 12 Jahren stieg nicht nur die Anzahl der Opfer, sondern auch die Grausamkeit seines Mordens. Begleitet wird das Ganze durch einen Dialog zwischen Jack und einem mysteriösen Mann namens Verge (Bruno Ganz), der als interessierter Zuhörer für Jacks Geschichten dient.

Lars von Triers Filme sind im Allgemeinen sehr speziell. So wurde der Regisseur in den letzten Jahren zwar vielfach für seine besondere Herangehensweise an bestimmte Thematiken gelobt - er musste allerdings noch viel mehr Kritik einstecken. Vor allem durch die explizite Darstellung von Gewalt und Sex machte er sich einen Namen, wobei dies bei so manchem Vorgängerwerk noch verstärkt unter dem Zeichen des Kunstanspruchs vertretbar war.

Bei „The House That Jack Built“ erscheint Lars von Triers Vorgehen allerdings nicht nur abstoßend, sondern seine Intentionen werden von Film zu Film durchschaubarer. Er versucht immer wieder möglichst viele Personen auf einmal zu triggern, der Sinn dahinter: Schockieren um jeden Preis. Gerade auch die Selbstdarstellung des Regisseurs schwingt in jeder Szene unterschwellig mit – und sogar explizit, wenn er im Rahmen der Handlung ein „Best-Of“ seiner Filme miteinfließen lässt.

Die Debatte um seinen persönlichen psychischen Gesundheitszustand ist ebenso ein Thema, welches immer wieder medial diskutiert wird. Grenzwertig erscheint nicht nur der Einbezug von Szenen, in denen Kinder äußerst gewaltvoll umgebracht werden, sondern auch eine allgemeine Inszenierung „dummer Frauen“ als leichte Opfer ist mehr als fragwürdig. Gerade in diesem Sinne ist auch die implizierte #MeToo-Kritik schwer zu verdauen, wenn Jack meint, dass man als Mann sowieso immer Schuld hat und so gesehen das eigentliche Opfer der Gesellschaft ist.

Matt Dillon spielt seine Rolle immerhin wirklich gut, sie wirkt geradezu auf ihn zugeschnitten. Auch die bis ins Detail durchdachten Verweise und referentiellen Bedeutungen, gerade in Bezug auf die Höllenthematik, sind auch sehr wirkungsvoll.

Rein formal kann Lars von Trier sicherlich Filme machen, das steht außer Frage. Auch bei „The House That Jack Built“ wartet er mit einigen interessanten filmtechnischen Elementen auf und verbindet diese in gekonnter Manier miteinander. Allerdings ist nicht unwesentlich, was gezeigt wird – vor allem dann nicht, wenn die Provokation den Rest übertönt. (Auch eine möglicherweise immanente Gesellschaftskritik geht hier dadurch verloren.)
 
 

zum gesamten Filmforum von „The House That Jack Built“
zurück zur Userseite von MrsBlonde