Monster Hunt 2

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chrosTV (25.02.2018 23:54) Bewertung
Buntes Action-Fantasy-Spektakel im Asia-Gewand
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2018
2015 ereignete sich an den chinesischen Kinokassen ein unerwartetes Phänomen. Das 3D-Fantasy-Action-Spektakel „Monster Hunt“ von Filmemacher Raman Hui (Co-Regie bei „Shrek 3“) entwickelte sich in kürzester Zeit zum Sensationserfolg und galt mit einem Einspielergebnis von geschätzt fast 400 Millionen US-Dollar bis unlängst als der finanziell erfolgreichste Film Chinas. Mittlerweile wurde der Blockbuster-Hit vom chinesischen Streifen „The Mermaid“ als der rentabelste Film Chinas abgelöst.

Aufgrund des sensationellen Erfolgs des Fantasy-Abenteuers war es also sichere Sache, dass auch ein zweiter Teil gedreht werden würde. Erst vor wenigen Wochen startete dann also - einmal mehr unter der Regie von Raman Hui - „Monster Hunt 2“ in die chinesischen Kinos und konnte bis zum jetzigen Zeitpunkt schon sage und schreibe 271 Millionen US-Dollar am dortigen Box-Office einspielen. Obwohl der Hype des ersten Teils nie so wirklich Europa erreichen konnte, durfte die Fortsetzung letze Woche im Rahmen des Berlinale Special am diesjährigen Festival seine internationale Premiere feiern.

Als Person, die den ersten Teil nie gesehen hat, begab ich mich also vor wenigen Tagen in das Berlinale-Screening des zweiten Teils und hatte zu weiten Teilen tatsächlich meinen Spaß mit dem Streifen – wenn auch des Öfteren in Kombination mit Momenten des Fremdschams.

Worum geht es also?

Die Fortsetzung ist nach den Ereignissen von Teil eins angesetzt und erzählt vom kleinen Monster Wuba, das offenbar am Ende des Vorgängers für Frieden zwischen der Menschen- und Monster-Welt sorgen konnte. Der Frieden kann aber nicht langwierig aufrecht erhalten werden, da schon bald ein neuer dunkler Lord die Herrschaft der Monsterwelt übernimmt. Der neue böse Herrscher hat es auf Wuba abgesehen und setzt somit Kopfgeld auf ihn aus. Um aus seiner Misere zu entkommen, begibt sich Wuba einmal mehr auf den Weg in die Menschenwelt, in der Hoffnung seine menschlichen Eltern und einstigen Monsterjäger Huo und Song wiederzufinden. Dort trifft er aber zunächst auf den Trickbetrüger Tu Sigu, der schon bald den Wert Wabas erkennt und diesen nützen will, um an einfach verdientes Geld heranzukommen. Als Huo und Song jedoch Visionen davon bekommen, dass Waba in großer Gefahr stecke, legen sie alles daran ihren Ziehsohn zu finden und diesen aus der Klemme zu befreien.

Müsste ich diesen als Abenteuer-Action-Fantasy-Komödie betitelten Streifen in einem Wort beschreiben, wäre wohl der US-Slang-Ausdruck „batshit crazy“ (auf Deutsch so viel wie: „komplett verrückt oder bescheuert“) am passendsten. Das ausgeflippte Tempo des Films lässt nicht auf sich warten und so wird man schon gleich vor Einblendung des Filmtitels in eine flotte Gesangs- und Tanzsequenz hineingeworfen. Während die farbenfrohe Gestaltung sowie die beeindruckende Choreografie der Eröffnungssequenz durchaus entzücken, erzeugt die Banalität und fast schon überbordende Kreativität des Ganzen einen unfreiwilligen Cringe-Faktor. Dieser Satz kann als passendes Sinnbild für den gesamten Film angewandt werden, denn auch wenn der Film oft mit seinen visuellen Charme und Einfallsreichtum überzeugen kann, wirkt es streckenweise als wurden zu viele Ideen auf einmal in das Drehbuch geworfen.

Als größtes Plus des Films lässt sich auf alle Fälle die detailreiche Gestaltung der Szenerie nennen. Sowohl das Szenenbild als auch das Kostümdesign können mit einer bestechenden Farbpracht und Kreativität überzeugen. Die vielen Computereffekte, die zur Gestaltung der Monster-Charakter verwendet wurden, tragen zu Beginn noch einen unangenehmen Videospiel-Touch mit sich. Im Laufe des Films können die CGI-Effekte dann jedoch zumeist doch punkten und fügen sich problemlos in die farbenfrohe Organik des Films ein. Lediglich während der Endverfolgungsjagd im Film, verschwimmen die prinzipiell gelungenen Effekte kurzzeitig in einem unübersichtlich geschnittenen CGI-Massaker.

Ein weiterer positiver Aspekt des Films ist die Liebenswürdigkeit der Figuren. Insbesondere ist an dieser Stelle das Monster Wabu hervorzuheben, dessen babyhafter Charme zumeist erstaunlich gut funktioniert und dadurch bestimmt zum Publikumsfavoriten werden wird. Einzig und allein, wenn man versucht den Charakter in ernstere Momente einzubinden, wird die Drolligkeit zu viel. Wenn nun zum Beispiel Rückblenden über die Beziehung von Wabu zu seinen Zieheltern gezeigt werden, dann wirkt das einfach nur lächerlichst pathetisch.

Letztendlich lässt sich sagen, dass „Monster Hunt 2“ als Familien-Abenteuer-Film durchaus unterhalten kann und auch durch seine prächtige Szenerie punktet, jedoch oft (vor allem in den emotionaleren Szenen) ins Banale abrutscht.

Für westliche Sehgewohnheiten vermutlich doch noch zu speziell.
 
 

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