Swiss Army Man

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Forumseintrag zu „Swiss Army Man“ von Stadtneurotikerin

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Stadtneurotikerin (29.10.2016 20:22) Bewertung
Mehr als nur heiße Luft.
Daniel Kwan and Daniel Scheinert nennen sich als Regie-Duo "The Daniels" und bringen uns mit Swiss Army Man ihren ersten Spielfilm, der in dieser Festival-Saison bereits die Geister der internationalen Filmkritiker geschieden hat. Die einen liebten ihn, die anderen hassten ihn. An mir selbst habe ich erfahren, man kann auch irgendwo dazwischen stehen.

Doch das Gute überwiegt. Vor allem, weil das Gute nicht besser sein könnte. Paul Dano spielt überzeugend den Einsamen auf einer Insel, mal hoffnungslos, mal hoffnungsvoll. Daniel Radcliffe erinnert uns als Swiss Army Man kein einziges Mal an Harry Potter, sondern schafft eine Figur, die so noch nie im Kino zu sehen war: eine furzende Leiche. Die zwei entwickeln eine Freundschaft, die schwer zu beschreiben ist. Sie brauchen einander, stützen ihre Hoffnung aufeinander, vertreiben die Einsamkeit miteinander. Was in Worten schwer zu beschreiben ist, schaffen die Daniels aber, in Bildern auszudrücken. Diese Bilder sind gewaltig, bunt und düster zugleich, skurril und surreal. Zudem unterstützt der verträumte, teils von den Charakteren selbst gesummte und gesungene Soundtrack die beeindruckenden Bilder.

Doch so sehr Teile des Films nur so vor verträumtem Einfallsreichtum strotzen, so primitiv sind wiederum andere Teile. Danos und Radcliffes Freundschaft ist berührend, überschreitet aber Grenzen des guten Geschmacks. Was Dano mit seiner Leiche anstellt, ist durchaus manchmal schmerzlich befremdend und die Dialoge zwischen den zwei Freunden sind größtenteils zum Fremdschämen. Und diese Fremdscham bläht sich mit jedem Furz von Redcliffe ein kleines bisschen mehr auf.

Trotzdem wird uns mit Swiss Army Man ein surreales Kino dargeboten, das neu und einzigartig , genial und kreativ ist und trotz allem Fremdschämen (oder auch gerade deswegen) zum Totlachen und zum Träumen einlädt.
 
 

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